Für etwa 20 nationale und internationale Journalisten ist am Dienstagvormittag die vom Tourismusservice angebotene "spezielle Stadtführung" in St. Pölten am Rande des Prozesses gegen Josef F. ein Thema gewesen. An der zweisprachigen (deutsch/englisch), eineinhalbstündigen Tour mit Ausgang und Ende auf dem Rathausplatz nahmen Medienvertreter aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Dänemark und Schweden teil.

Für die Berichterstatter war es weniger Zeitvertreib denn Suche nach "Material für eine neue Geschichte", wie es etwa Andrea Mühlberger vom ARD Hörfunk formulierte. "Deshalb gehe ich bei dieser Tour mit." Dass Journalisten einmal mehr Journalisten interviewten, war "aufgelegt". Die Führung sei wohl auch ein "Ablenkungsmanöver", mutmaßte die seit zweieinhalb Jahren in Österreich tätige Korrespondentin. St. Pölten als Gerichtsort wolle auf sein Image achten. Die Organisation sei jedenfalls "super", so Mühlberger.

St. Pölten sei eine "nette Stadt mit freundlichen Menschen", urteilte Fabienne Le Moal vom französischen Radiosender Europe 1. Auch sie habe sich in erster Linie zur Teilnahme an der Führung beteiligt, weil sie wissen wollte, wie viele andere Journalisten das ebenfalls täten. Mads Mortensen vom dänischen Radio DR bezeichnete die Tour als "Rahmenprogramm". St. Pölten wolle sich "in einem besseren Licht zeigen".

"Speziell das 18. Jahrhundert hat die Innenstadt geprägt. Der Baustil ist Barock", eröffnete "Stadtbegleiter" Willi Zeh die Führung. Begleitet wurde er von seinem Kollegen Oliver Regelsberg, an diesem Dienstagvormittag für den englischsprachigen Part zuständig. Näher gebracht wurden den Medienvertretern u.a. das Institut der Englischen Fräulein, der Dom, die Promenade (wo einst die Stadtmauer stand), Herren- und Riemerplatz, ehe es wieder zurück zum Rathaus ging.

Das in den Jahren 1901 bis 1903 errichtete Landesgericht St. Pölten stand übrigens nicht auf dem Programm des Rundgangs. "Das kennt inzwischen ohnedies jeder (Journalist)", meinte Regelsberg - und traf mit dieser Feststellung buchstäblich "ins Schwarze". (APA)