Am Schöpfwerk: Wärmeverlust durch dünne Fenster und Wände.

Foto: Gruene Wien

Gut 100 Wohnhausfassaden knipsten die Wiener Grünen in den letzten Wochen mit ihrer Wärmebildkamera, um mögliche Mängel bei der thermischen Isolierung aufzuzeigen. "Die Kampagne hat deutlich gezeigt, dass Wien in den Himmel heizt", sagt der grüne Umweltsprecher Rüdiger Maresch.
Besonders dramatisch sei die Situation in den Gemeindebauten - von dort seien auch die meisten Beschwerden gekommen. Als Beispiel mangelhaft sanierter Wohnanlagen nennt Maresch die Per- Albin-HansonSiedlung in Favoriten sowie das Schöpfwerk in Meidling. Feuchte Mauern, zu dünne Wände und falsch eingebaute Billigfenster führten zu unnötiger Geldbörsel- und Umweltbelastung.
Ein Vorwurf, den die rote Stadtregierung nicht gelten lassen will. Rund 70 Prozent der stadteigenen Mietshäuser seien bereits saniert, sagt Kurt Stürzenbecher, SP-Gemeinderat und Vorsitzender des Wohnbauausschusses. "Und Wiener Wohnen investiert heuer 600 Millionen Euro in Erhaltungs- und Verbesserungsmaßnahmen in den städtischen Wohnhausanlagen".

17 Millionen sollen laut Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SP) im Rahmen des Wiener Konjunkturpakets in die thermische Sanierung stadteigener Gebäude fließen - für Maresch ein "geradezu lächerlicher Betrag". Der Grün-Politiker fordert eine Sanierungsmilliarde für die nächsten zwei Jahre. "Damit würde die Stadt auch zahlreiche Arbeitsplätze sichern." Denn laut Wifo seien die direkten Beschäftigungseffekte in diesem Bereich fast doppelt so hoch wie im Bereich des Verkehrswegeausbaus. Neben Gemeindebauten müssten laut den Grünen auch einige Amtshäuser dringend gedämmt werden, etwa das Jugendamt in der Ottakringer Arnethgasse, das seit Jahren in einem desolatem Zustand sei. Inzwischen sieht dort auch die Gemeinde Handlungsbedarf. Das Gebäude soll demnächst renoviert werden.

SP-Gemeinderat Stürzenbecher verweist darauf, dass im privaten Bereich lediglich 15_Prozent der Wohnhäuser wärmegedämmt seien. "Da zeigt sich wieder einmal, dass die Grünen auf einem Auge blind sind und mit Kritik an privaten Hausbesitzern gerne sparen."
Maresch schwebt allerdings auch eine Sanierungsverpflichtung für private Hauseigentümer vor. "Dazu bräuchte es aber eine Änderung des Mietrechtsgesetzes auf Bundesebene." (Martina Stemmer/DER STANDARD-Printausgabe, 17.3.2009)