London - Europas Herzpatienten werden immer intensiver behandelt. Die Ärzte verschreiben mehr Arzneimittel. Aber die Kranken selbst leben teilweise ungesünder, zumindest nicht gesünder. So blieb der Raucheranteil nach einer Bypass-Operation oder einer Katheteraufdehnung verengter Herzkranzgefäße innerhalb von zwölf Jahren in etwa gleich. Die Rate der Fettsüchtigen stieg von 25 auf 38 Prozent.

Vergleich von 22 Staaten

Die Zahlen stammen aus einem aktuellen Vergleich der drei in 22 europäischen Staaten durchgeführten "Euroaspire"-Untersuchungen (1995/96; 1999/2000 und 2006/07), der in der neuesten Ausgabe der britischen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht wurde. In der ersten Studie waren 3.180 Herzkranke im Alter von unter 70 etwa ein Jahr nach einer Bypass-Operation oder einer Katheter-Aufdehnung interviewt worden, in der zweiten 2.975 und in der dritten 2.392. Für den Vergleich verwendeten die Wissenschafter jetzt die Daten aus Tschechien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Italien, den Niederlanden und aus Slowenien.

Mehr Fettsüchtige, kaum Änderungen beim Rauchen

Der Anteil der Rauchenden unter den Patienten nach einer Herzattacke veränderte sich kaum. Bei den Frauen unter 50 stieg der Raucheranteil sogar an. Fettsucht als Risikofaktor für weitere Herzprobleme wurde deutlich häufiger und stieg von 25 auf 38 Prozent. Mehr als die Hälfte der Patienten wiesen noch ein Jahr nach den akuten Herzproblemen zu hohe Blutdruckwerte auf und auch der Anteil der Diabetiker - Zuckerkranke sind besonders gefährdet - erhöhte sich. Hingegen nahm der Anteil der Patienten mit zu hohen Cholesterinwerten um rund die Hälfte ab.

Ungesunder Lebensstil macht Medikamente nicht wett

Insgesamt zeigte sich ein steigender Trend bei den verschriebenen Arzneimitteln gegen die Neubildung von Blutgerinnseln, gegen Rhythmusstörungen bzw. Herzschwäche, Bluthochdruck und zu hohe Cholesterinwerte. Doch einen ungesunden Lebensstil dürfte das kaum wettmachen. Ein gesunder Lebensstil sollte aber das Rückgrat aller Bemühungen zur Verhinderung weiterer Herz-Zwischenfälle sein. (APA/red)