Foto: Wolf-Dieter Grabner
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Foto: Wolf-Dieter Grabner

Standard-Musikredakteur Karl Fluch tritt auch im Winter in die Pedale. Kälte allein ist kein Grund für ihn, sein Spezial-Mountainbike daheim stehen zu lassen. Im Interview spricht er mit Guido Gluschitsch über Masochismus, asiatische Touristen und Fluch erklärt, warum er einmal in der Hölle schmoren wird.

derStandard.at: Warum fährst du jeden Tag, wenn es das Wetter auch nur entfernt zulässt, mit dem Fahrrad in die Arbeit?
Karl Fluch: Weil ich damit in der Stadt am schnellsten bin, kein Parkplatzproblem habe und offenbar masochistisch veranlagt bin.

derStandard.at: Woraus schließt du deine masochistische Veranlagung?
Karl Fluch: In Wien ist man als Radfahrer ja weitgehend zum Abschuss freigegeben, oder man fühlt sich zumindest hin und wieder so. Das, gepaart mit der Blödheit, keinen Helm zu tragen, ist zumindest so gesundheitsgefährdend, wie vier Packerl Tschik am Tag zu rauchen.

derStandard.at: Erledigst du alle deine Wege mit dem Fahrrad?
Karl Fluch: Aufs Klo geh ich zu Fuß, den guten Rest erledige ich meist mit dem Rad.

derStandard.at: Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährst du folglich nie?
Karl Fluch: Nur wenn Schnee liegt oder es aus Kübeln schüttet. Ich fahr nicht mit zweiter Garderobe irgendwo hin und zieh mich dort dann um.

derStandard.at: Ich weiß, du hast aber auch ein Auto. Wofür benutzt du das?
Karl Fluch: Das benutze ich zum Parkplatz suchen, und dort steht es dann, wenn ich einen gefunden habe. Und ich fahr damit auf Urlaub.

derStandard.at: Was für ein Fahrrad hast du?
Karl Fluch: Ein MTB Cycltech. Schweizer Gerät mit schmalem Rahmen, mattschwarz. Es ist für Menschen über 1,90 Meter gemacht. Der Rahmen ist größer, sonst ist es gleich sensibel ausbalanciert wie vergleichbare Räder. Ich habe schmälere Reifen ohne Mountainbike-Profil, Mountainbiken war ich noch nie.

derStandard.at: Du bist ja sehr schlank. Fährst du mit dem Fahrrad auch des Sports wegen?
Karl Fluch: Der Sport ist bestenfalls ein Abfallprodukt des Fahrradfahrens, meine Figur genetischer Zufall.

derStandard.at: Wie zufrieden bist du mit dem Radwege-Netz Wiens?
Karl Fluch: Gar nicht.

derStandard.at: Heißt das, du hast auf deinem Weg in die Arbeit keinen Radweg?
Karl Fluch: Kaum. Hauptsächlich fahre ich die Busspur der Burggasse entlang und duelliere mich dort mit Taxifahrern, kämpf gegen den Linienbus und gegen Motorrad-Fahrer, die glauben, das sei auch ihr Fahrstreifen. Und gegen Leute, die unbedacht die Autotür aufreißen, Rechtsabbieger, die nicht schauen - das volle Programm.

derStandard.at: Das heißt, es gibt da schon einiges worüber man diskutieren kann?
Karl Fluch: Wenn ich erst einmal in der Autotür hänge oder unter dem Auto liege, brauche ich nicht mehr diskutieren. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft es mir gerade noch um Haaresbreite gelungen ist, die Kurve zu kratzen, oder zu überleben, wenn ein anderer die Kurve kratzt, ohne zu schauen.

Ganz schlimm ist das Radfahren jetzt im Winter: Erstens wegen der Witterung und zweitens, weil die Leute, insbesondere Autofahrer, sofort vergessen, dass es überhaupt Radfahrer gibt, wenn sie diese nicht in Massen sehen. Im Gesetz steht, ich sei ein gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer, auf der Straße gilt das definitiv nicht.

derStandard.at: Wie geht es dir mit Touristen als Hindernisse?
Karl Fluch: Touristen gelten als mühsam; gerade im ersten Bezirk. Verständlich, weil ortsunkundihg und all das, aber im Alltag anstrengend. Am schlimmsten: Asiaten. Aber die sind auch ganz anderes gewohnt: In Asien sind ja viel mehr Rad- und Motorradfahrer unterwegs. Aber halt nicht so, als wollten sie Fußgänger gerade erlegen. Dort läuft eine ganz andere harmonische Fügung als hierzulande, wo man ja darauf insistiert, dass man im stärkeren Mobil auch automatisch recht und den Vorrang hat.

derStandard.at: Wie sehr gilt das Recht des Stärkeren für dich?
Karl Fluch: Ich versuche, diese Blödheit nicht zu übernehmen und stattdessen das Prinzip einzuhalten, dass der Stärkere auf den Schwächeren Rücksicht zu nehmen hat. Das gelingt mir mit dem Auto wahrscheinlich besser als mit dem Fahrrad, einfach weil es hin und wieder notwendig ist, zu schauen, wie hoch Fußgänger springen, wenn plötzlich hinter ihnen die Glocke ertönt. Dafür werde ich in der Hölle schmoren.

derStandard.at: Respektierst du rote Ampeln?
Karl Fluch: Wenn es leicht geht.

derStandard.at: Hast du schon einmal Strafe zahlen müssen, wegen eines Vergehens mit dem Fahrrad?
Karl Fluch: Ja, einmal, wegen einer roten Ampel, aber das ist schon ewig her - Schillingzeiten. Da konnte der Polizist nicht auf einen Tausender herausgeben und machte aus der roten Ampel eine hellgelbe, und ich konnte mit einem Hunderter zahlen.

derStandard: Wie pflegst du dein Fahrrad?
Karl Fluch: Gar nicht, außer hin und wieder Kette ölen, und wenn es komische Geräusche macht, kriegt es der Fahrrad-Mann. Ciclopia, beste Adresse.

(Text: Guido Gluschitsch, Fotos: Wolf-Dieter Grabner, http://theflow.cc)