Grafik: Mindestlebensstandard in Österreich

Grafik: Statistik

Wien - Rund eine Million Menschen sind in Österreich armutsgefährdet. Die Zahl ist nicht neu, zahlreiche Statistiken und Sozialberichte haben ähnliche Quoten in den vergangenen Jahren ausgewiesen. Laut der aktuellen, am Montag veröffentlichten vorliegenden EU-SILC-Erhebung (European Statistics in Income and Living Conditions) der Statistik Austria aus 2007, sind in Österreich insgesamt zwölf Prozent der Bevölkerung betroffen.

Arm ohne Arbeit

Spannend am EU-SILC-Bericht: Der Zusammenhang zwischen und Arbeitslosigkeit sticht besonders deutlich hervor. Die Studie belegt, dass es bei lange andauernder Arbeitslosigkeit besonders schwierig wird, grundlegende Bedürfnisse, also etwa die Finanzierung von Heizung oder Miete, zu erfüllen. Von den dauerhaft erwerbstätigen Personen lebten laut der Erhebung etwa zwei Prozent in manifester Armut, bei Arbeitslosen steigt dieser Wert rasant an. Bei Menschen, die ein oder mehrere Monate ohne Beschäftigung waren, sind es fünf bis zehn Prozent. Bei Langzeitarbeitslosen sind sogar 37 Prozenz armutsgefährdet - das sind 65.000 Menschen.

Für armutsgeährdete Menschen stellen regelmäßige Ausgaben für Wohnung und Essen, aber auch Arztbesuche eine massive Belastung dar. 65 Prozent von ihnen sagen, dass sie es sich nicht leisten können, unerwartete Ausgaben zu tätigen. Ein Viertel gibt an, sich keinerlei neue Kleider leisten zu können. Immerhin sechs Prozent verzichten auf notwendige Arztbesuche, weil sie sie nicht finanzieren können.

Armutsgefährdung

Als armutsgefährdet gilt nach EU-Definition, wer monatlich weniger als 60 Prozent des Nettomedianeinkommens zur Verfügung hat. Die Schwelle liegt damit in Österreich derzeit bei 912 Euro (im Einpersonenhaushalt).

Das "Medianeinkommen" oder "mittlere Einkommen" entspricht jenem Wert, der in der Mitte der Verteilung liegt (50 Prozent haben mehr, 50 Prozent weniger) - ist also nicht gleichbedeutend mit dem "Durchschnittseinkommen". Eingerechnet werden Erwerbseinkommen, Pensionen, Sozialleistungen und Unterhaltszahlungen - Steuern und Abgaben werden abgezogen.

Damit man von manifester Armut sprechen kann, kommen zahlreiche Faktoren zu einer (materiell vorhandenen) Armutsgefährung dazu - etwa, dass die Betroffenen es sich nicht leisten können, ausreichend zu heizen oder die Miete pünktlich zu zahlen. (az, derStandard.at, 16.3.2009)