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Der txtr des Berliner Unternehmens Wizcom will einen Online-Shop einrichten, in dem die Verlage selbst ihre Preise und Konditionen fuer E-Books bestimmen können.

AP Photo/Joerg Sarbach

Das seit langem angekündigte E-Book-Zeitalter soll nun auch in Österreich anbrechen. Die Aufbruchsstimmung wurde vom kürzlich präsentierten Sony-Reader ausgelöst, doch die Geschichte der Lesegeräte für elektronische Bücher hat bereits vor zehn Jahren begonnen.

Die Anfänge

1999 hat das deutsch-amerikanische Joint Venture-Unternehmen NuvoMedia das erste Lesegerät ausschließlich für E-Books veröffentlicht – das Rocket eBook. Das Gerät konnte sich weder in den USA noch in Europa durchsetzen. Einer der Gründe war sicher auch das unpraktische Format des ersten Readers: Mit 600 Gramm Gewicht und war er so groß wie ein gebundenes Buch und passte in keine Hosentasche. Auch der zweite Versuch mit den E-Book-Lesegeräten von Gemstar konnte den Markt für elektronische Bücher nicht in Schwung bringen. Parallel zu den Lesegeräten wurde an unterschiedlicher Software gearbeitet um E-Books auch auf PDAs und Smartphones zu bringen. Anfänglich gab es zum Beispiel für Palm PDAs den Palm Reader und den eBook-Reader für Microsoft- Smartphones. In der Zwischenzeit haben sich mehrere Anbieter im Open eBook Forum zusammengetan und das offen ePub-Format-Entwickelt. Dieses, unter Anbietern von elektronischen Büchern (etwa Libraka oder Thalia.at) mittlerweile weit verbreitete Format, beherrscht auch der neue Sony-Reader.

Sony startet durch

Trotz aller Bemühungen konnte sich das E-Book bisher am Markt als Massenphänomen nicht wirklich durchsetzen. In diesem Jahr könnte sich das ändern: Der Reader Kindle von Amazon und der Sony-Reader verzeichnen außerhalb des europäischen Marktes große Erfolge. Beide Geräte existieren bereits in der zweiten Generation, doch nur eines ist auch in Österreich verfügbar. Sony verkauft bei uns ab dem 3. April 2009 seinen Reader mit dem Namen PRS-505. Das Gerät soll mit einem sechs-Zoll-Display und einem internen 192 MB großen Speicher punkten. Das Gewicht beträgt 260 Gramm. Die Kapazität lässt sich mit einem MemoryStick Pro oder SD-Karten auf maximal 16 GB erweitern. Insgesamt lassen sich so bis zu 13.000 Bücher archivieren, verspricht Sony. Neben gängigen E-Book Formaten PDF, Microsoft Word2, TXT und RTF unterstützt der Reader auch Musikdateien (MP3- und DRM-freie AAC-Dateien) sowie die Bildformate JPG, GIF, PNG und BMP. In der österreichischen Version sind bereits zwei E-Books vorinstalliert: "Gut gegen Nordwind" von Daniel Glattauer und "Querschläger" von Silvia Roth sowie weitere Leseproben.

Potenzial vorhanden

Sony bietet bereits seit 2004 eine E-Book-Reader an, die erste Version wurde aber ausschließlich in Japan und in den USA verkauft. In den Jahren seit der Markteinführung hat Sony laut Unternehmensangaben lediglich 300 000 Geräte verkauft. In Europa scheint es aber ein großes Aufholpotenzial zu geben: 2,2 Millionen Deutsche haben die Absicht, sich in diesem Jahr ein digitales Buch zu kaufen. Das hat Branchenverband Bitkom wenige Tage vor Beginn der Leipziger Buchmesse mitgeteilt.

Starke Umsätze in den USA

Amazon hat sein Lesegerät Kindle etwas später als Sony, nämlich Ende 2007, in den USA auf den Markt gebracht. Obwohl es bereits mehrere Ankündigungen gab, ist der Amazon-Reader am europäischen Markt noch nicht verfügbar. In den USA erfreut sich das Gerät aber mittlerweile immer größere Beliebtheit. Das hat Amazon nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass sich Kindle per Mobilfunknetze mit Büchern aus dem Amazon- Shop füllen lässt- außerdem kann das via USB auch über den PC gefüllt werden. Auf diesen Wegen können Kindle-Besitzer auf 230.000 Titel zugreifen, so Amazon. Zu den Verkaufs- und Nutzerzahlen wollte sich der Online-Händler bisher nicht äußern. Analysen zufolge betrug der der Umsatz mit den E-Books in den USA im dritten Quartal 2008 knapp 14 Millionen Dollar – ein Ergebnis das sich sehen lässt. Seinen Erfolg will Amazon mit einem weiteren strategischen Schritt festigen: Amazon-E-Books lassen sich seit wenigen Tagen auch auf Apples iPhone und auf dem iPod touch lesen. Die Software wird im App-Store zur Verfügung gestellt – allerdings noch nicht für österreichische Kunden.

Formatvielfalt

Hierzulande kann der E-Book-Liebhaber natürlich auch auf Reader-Software für mobile Geräte zugreifen. Doch praktisch ist das nicht: Obwohl bis dato das E-Book kein Massenphänomen geworden ist, hat sich mittlerweile eine verwirrende Formate-Vielfalt entwickelt. Manche Programme greifen auf Textdateien (.txt), Grafikdateien (.gif, .jpg, .tif, .bmp) zu oder HTML-Format. Häufigen werden auch das PDF- und Mobipocket-Format verwendet. Welche Formate sich in Zukunft durchsetzen werden lässt sich schwer prognostizieren. Ein weiterer Nachteil ist die mäßige Bildschirmqualität die Smartphones bieten.

Konkurrenz

Einige, speziell für E-Books ausgelegte Geräte, werde auch von kleineren Anbietern entwickelt. Der iLiad-Reader von iRex Technologies Reader ist europaweit erhältlich, der Preis überschreitet allerdings die 500-Euro-Marke. Dafür bekommt man aber auch einiges geboten: Das Gerät verfügt über eine WLAN-Verbindung. Über einen Touchscreen kann man mit dem iLiad auch Notizen machen um etwa seine Dokumente zu kommentieren. Unterstützt werde die Formate PDF und HTML sowie die Bildformate PNG, BMP, JPG. Genau so wie die Konkurrenz von Sony und Amazon verfügt der iLiad über ein E-Ink-Display („elektronische Tinte), das ein kontrastreiches monochromes, flimmerfreies Bild erzeugt.

Eine günstigere Alternative ist der Cybook Gen3 von Bookeen. Das Gerät kostet knapp 280 Euro, verfügt allerdings über magere 512 MB internen Speicher. Dafür ist der in Frankreich entwickelte Reader samt Akku 174 Gramm leicht und bringt einen SD-Slot mit. Weiters hat der Cybook einen Mini-USB-Anschluss und beherrscht die Formate Mobipocket PRC, PalmDoc, HTML, TXT, PDF, JPG, GIF, PNG, MP3 und TTF.

Das Berliner Unternehmen Wizpac stellte auf der diesjährigen Cebit den Prototypen eines E-Book-Readers mit WLAN und Mobilfunknetz-Anbindung vor. Das Unternehmen soll bereits Verhandlungen mit mehreren europäischen Mobilfunkanbietern führen. Das Gerät mit dem Namen Txtr wird auf Open Source beruhen und mit E-Ink-Technik ausgestattet sein. Die dazugehörige Web- Community txtr.com soll die elektronischen Texte liefern.

Chance oder Hindernis?

Anders als der der Sony-Reader sind die oben erwähnten Geräte in diversen Online-Shops verfügbar. Sony vertreibt den PRS-505 in Österreich hingegen dezidiert über den Buchhandel. Als Partner konnten bisher Thalia, Morawa und Buchmedia Österreich gewonnen werden. „Sony setzte bei der Einführung des Readers auf qualitativ hochwertiger Beratung und die Verbindung von Hardware und Content, die nur der Buchhandel bietet. Eine Ausweitung auf weitere Kanäle ist daher zunächst nicht geplant“, erklärt Katrin Kniendl, Senior Product Manager Audio bei Sony. Dennoch besteht die Möglichkeit, weitere, qualitätsorientierte Partner aus dem Buchhandel hinzu zu nehmen, so Kniendl. Ob dieses Vertriebs-Konzept auf geht bleibt abzuwarten.

Experten die den Sony PRS-505 ersten Tests unterzogen haben bemängeln vor allem das DRM von Adobe, welches an das Gerät gebunden ist. Die Verlage können bestimmen, wie oft eine Buchdatei kopiert werden darf. Die Verlage bestimmen derzeit auch die Preise, die sich beim manchen Titeln kaum von denen der gedruckten Versionen unterscheiden. (Olivera Stajic, derStandard.at)