Berlin - SPD-Chef Franz Müntefering hat der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel erneut Führungsschwäche vorgeworfen. "Die Union müsste derzeit eigentlich Konfusion heißen", kritisierte Müntefering in der "Sächsischen Zeitung" vom Samstag den Koalitionspartner. "Es gibt keine Fahne, hinter der die sich versammeln können." Stattdessen seien viele Fähnchenträger ohne Kompass und Linie unterwegs. "Die Kanzlerin sagt nicht, was sie will. Ob sie es weiß, lass ich mal dahin gestellt", sagte der SPD-Chef.

Kritiker aus den eigenen Reihen hatte die Kanzlerin unlängst selbst per Interview in die Schranken gewiesen. In der "Wirtschaftswoche" verteidigte nun auch Bundesforschungsministerin Annette Schavan ihre Parteichefin: Kritik an Merkel, sie habe kein Gespür für die konservative Strömung in ihrer Partei, werde an wenigen Punkten festgemacht, die nichts mit Strömung zu tun hätten. "Aber auch von Konservativen kann erwartet werden, dass sie das Ganze im Blick behalten", sagte Schavan. Die CDU müsse in einer sich wandelnden Gesellschaft den Wandel gestalten. "Wer Bewahren als Stillstand begreift, wer glaubt, dass Bewahren heißt, nichts ändert sich, wird verlieren, was er bewahren will. Konservativ darf niemals 'gestrig' bedeuten", betonte Schavan. (APA/Reuters)