Seoul - In Nordkorea sitzen nach südkoreanischen Angaben mehr als 400 Südkoreaner fest, nachdem das kommunistische Land die Grenze zum Süden vollständig abgeriegelt hat. Bisher hätten nur eine Südkoreanerin, drei Chinesen und ein Australier ausreisen dürfen, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Vereinigungsministeriums am Samstag.

Mehr als 420 weitere Südkoreaner säßen dagegen weiter im Industriekomplex Kaesong im Norden fest. Die nordkoreanischen Stellen hätten nun schon an zwei aufeinanderfolgenden Tagen nicht die für den Grenzübertritt nötige telefonische Erlaubnis erteilt.

Der Kaesong-Industriekomplex wurde 2005 als Zeichen der Versöhnung zwischen den beiden Staaten eröffnet. Dort stellen rund 39.000 nordkoreanische Arbeitskräfte Uhren, Kleidung, Schuhe und Küchengerät her, die in Südkorea verkauft werden. Bereits am vergangenen Montag hatte Pjöngjang aus Protest gegen das jährliche Militärmanöver von Südkorea und den USA die Kommunikationsverbindung zum Süden gekappt und damit den Grenzverkehr nach Kaesong behindert.

Bis heute gibt es keinen Friedensvertrag auf der Koreanischen Halbinsel. Der Korea-Krieg dauerte von 1950 bis 1953. Im Juni 1950 hatten nordkoreanische Truppen die 1945 nach der militärischen Niederlage der Kolonialmacht Japan gezogene Demarkationslinie überschritten. Damit begann ein Krieg, der 4,5 Millionen Tote forderte und durch einen bis heute gültigen Waffenstillstand beendet wurde. Der UNO-Sicherheitsrat beschloss damals auf Verlangen Washingtons, Südkorea mit UNO-Truppen zu Hilfe zu kommen. Die Sowjetunion boykottierte den Weltsicherheitsrat; so war kein Vertreter Moskaus zugegen, um sein Veto einzulegen. Die USA stellten das weitaus größte Truppenkontingent der UNO-Streitmacht. China unterstützte Nordkorea mit einer großen "Freiwilligen"-Armee von einer Million Mann. Ein Waffenstillstandsabkommen wurde 1953 von einem US-General im Namen der UNO unterzeichnet. In Südkorea haben die USA derzeit noch 28.000 Soldaten als Abschreckung gegen Nordkorea stationiert. (APA/AFP)