Berger, Kafee, Maresi und Kandisin.

Foto: Monika Meczkowski

Nervöse Anspannnung vor dem Interview.

Foto: Monika Meczkowski

Volle Konzentration.

Foto: Monika Meczkowski

Die letzten Vorbereitungen werden getroffen. Das Internet wird noch schnell nach Infos durchforstet, um ja keine Fehler zu machen, schließlich könnte man sich österreichweit, ja sogar weltweit blamieren! Es herrscht eine gespannte Stimmung, keiner redet, die letzten Fragen werden gestellt, um die Sache möglichst gut hinter sich zu bringen.
Jetzt ist es soweit. Von draußen hört man Stimmen. Es ist noch ruhiger als vorher, die Nervosität steigt. Schließlich trifft man nicht jeden Tag eine Spitzenpolitikerin, wenn man kein Topjournalist ist. Sie legt ihren schwarzen Mantel ab und betritt den Raum. Ihre schwarzen Stiefel klopfen auf den Holzparkettboden, sie trägt eine schwarze Hose und eine schwarze Bluse mit weißen Punkten. „Kaffee?" -"Ja, Bitte."

Maria Berger trinkt ihren Kaffee mit Maresi und Kandisin. Während sie über ihren Aufstieg auf der Karriereleiter der Politik redet, rührt sie viel darin herum. Alle hören gespannt zu, manche kritzeln ein paar Stichworte. Sie wirkt recht locker, während wir im Angesicht dieser ungewohnten Prominenz nervös mit den Stiften herumspielen. Die Justizministerin der letzten Legislaturperiode, die derzeit im EU-Parlament den Sozial-und Umweltausschuss leitet, erzählt über ihre Zeit bei der EFTA und als Justizministerin. Die ersten Fotos werden gemacht. „Habt ihr noch irgendwelche Fragen?"

Das Aufnahmegerät wird vor der SPÖ-Politikerin platziert, wir werden immer nervöser, denn gleich müssen wir die Fragen stellen. Für Topjournalisten sind solche Situationen Routine, aber für uns, die Teilnehmer eines Medienworkshops, ist das eine komplett neue Erfahrung.

Nun ist es soweit, die erste Zweiergruppe führt ihr Interview zum Thema EU-Wahlen.
„Wer ist der Spitzenkandidat der SPÖ für die EU-Wahlen?" -"Hannes Swoboda (lacht)."
Das ist wahrscheinlich die deutlichste Aussage, die wir während der Interviews zu hören bekommen (und ist kurze Zeit später auf derstandard.at zu lesen).
Auf die Frage, ob sie von Brüssel an den europäischen Gerichtshof wechseln werde, antwortet sie, dass sie sich bewerben werde, sicher sei aber nichts.

Den Schwerpunkt legen wir bei unserem Interview auf die Debatte über das Anbauverbot von Genmais zwischen Österreich der EU-Kommission, die vor kurzem zugunsten von Österreich entschieden wurde. Da Maria Berger bekanntlich eine Gegnerin der Gentechnik ist, behandelt sie unsere Frage mit merklichem Enthusiasmus. Schon als wir ihr unser Überthema nennen, lässt sie ein interessiertes „Ah!" verlauten. Unsere erste Frage: Was sind die Gründe für Österreich, den Anbau von gentechnisch veränderten Lebensmitteln zu verbieten? Zwischendurch hört man Knipsgeräusche und Fotoblitze erhellen den Raum. Sie teilt uns mit, dass es nicht sicher ist, ob Genmais gesundheitsschädlich ist und erwähnt das Vorsorgeprinzip: Wenn etwas wissenschaftlich nicht bewiesen ist, sollte man auf der sicheren Seite bleiben.

Außerdem könne es zu Auskreuzungen kommen, das heißt: Wird auf einem Feld Genmais angebaut, könnte dieser negative Auswirkungen auf naturbelassene Felder haben. In Europa hat man auch schon die Erfahrung gemacht, dass es zu einer Überproduktion kam, warum sollte man dieses Problem durch den Anbau von gentechnisch veränderten Produkten provozieren?

Sie rührt immer noch in ihrem Kaffee. „Ich bin nicht die Gentechnikgegnerin Nummer 1." Sie erklärt, dass in Entwicklungsländern der Anbau von Genprodukten auch Vorteile haben könnte. Dann stellen wir die zweite Frage: Warum will die EU-Kommission das Anbauverbot kippen, obwohl eine der Maissorten nicht mehr angebaut wird und für eine andere Sorte keine Zulassung mehr existiert? Diese Vorgangsweise begründet sie mit dem WTO-Recht, das vorsieht, dass innerhalb der Mitgliedsstaaten freier Warenverkehr möglich sein muss, es sei denn, diese sind erwiesenermaßen gesundheitsschädlich. Da unsere dritte vorbereitete Frage (Sehen sie Vorteile im Anbau von Genprodukten?) schon in der ersten Frage beantwortet wurde, geben wir uns zufrieden.

Nach den Interviews erzählt die Politikerin von ihren Erfahrungen mit Journalismus, und wir hören nun auch von ihr den Satz, den wir in diesem Seminar schon eingebläut bekamen: „Es nervt nichts mehr, als von jemandem interviewt zu werden, der vom Thema keine Ahnung hat."

Nach einem gemeinsamen Gruppenfoto verabschiedet sie sich, sie wünscht uns einen schönen Tag. Sie ist weg. Sie hat ihren Kaffee nicht ausgetrunken. Wir sind erleichtert. Wir glauben, dass wir uns weder österreichweit, noch international blamiert haben. Wir gehen in die Kantine. Wir essen. Entweder Fisch oder Krautfleckerl. Wir beginnen mit unserer Reportage. Wir schreiben den ersten Satz. Die letzten Vorbereitungen werden getroffen.... (Monika Meczkowski und Sebastian Mittl)