Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Boston - Ozon schädigt schon in geringen Mengen die Atemwege. Dies ist das Resultat einer großen US-Langzeitstudie, die die gesundheitlichen Auswirkungen des weit verbreiteten Schadstoffs untersuchte. Demnach ist das farblose Gas zwar in hohen Konzentrationen besonders schädlich, aber auch schon geringe Werte erhöhen die Sterblichkeit deutlich.

Während Ozon in der oberen Atmosphäre die Lebewesen auf der Erde vor der UV-Strahlung der Sonne schützt, ist es in Bodennähe schädlich. Dort entsteht der Stoff, der auch zur Erderwärmung beiträgt, vor allem bei hoher Sonneneinstrahlung durch Reaktionen von Schadstoffen wie etwa Stickoxiden aus Straßenverkehr und Industrieabgasen. In einer Studie verfolgten Forscher unter Leitung von Michael Jerrett von der Universität von Kalifornien in Berkeley das Schicksal von fast 450.000 Menschen aus rund 100 US-Ballungsräumen.

Untersuchung

Im Untersuchungszeitraum von 18 Jahren starben fast 120.000 Teilnehmer. Unter Berücksichtigung von individuellen Risikofaktoren wie etwa Alter, Beruf, Ausbildung, Ernährung oder Tabakkonsum filterten die Wissenschaftler heraus, wie stark die lokalen Ozon- und Feinstaub-Konzentrationen dem Menschen zusetzten.

Wie die im "New England Journal of Medicine" veröffentlichte Studie zeigt, gefährdet Ozon vor allem die Bevölkerung jener Großräume mit stabilen Luftverhältnissen und sonnigem Klima. So hatten die Bewohner der südkalifornischen Metropolen Riverside und Los Angeles ein bis 30 Prozent höheres Risiko, an Atemwegserkrankungen zu sterben, als die Menschen aus wenig belasteten Regionen wie San Francisco, wo der regelmäßige Nebel während der Sommermonate die Ozonwerte in Grenzen hält. Aber selbst dort erhöhten die relativ geringen Konzentrationen die Gefährdung der Menschen noch um 14 Prozent.

Direkte Verbindung aufgezeigt

"Dies ist das erste Mal, dass wir eine Verbindung zwischen dauerndem Kontakt zu Ozon, einem der verbreitetsten Giftstoffe in der Welt, und dem Sterberisiko aufgezeigt haben", sagt Jerrett. Demnach steigert jede Zunahme der Belastung um zehn Parts-per-Billion (ppb) das Risiko, an Atemwegsproblemen wie etwa Lungenentzündung oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) zu sterben, um vier Prozent.

Eine starke Feinstaubbelastung schlug dagegen - wie schon in früheren Studien beobachtet - vor allem auf das Herzkreislauf-System. "Unsere Studie liefert zum ersten Mal Hinweise darauf, dass die langfristigen Belastungen mit Ozon und Feinstaub unabhängig voneinander verschiedene Auswirkungen auf die Sterblichkeit haben, und dass sie scheinbar unterschiedliche Teile des Körpers beeinflussen", sagt Jerrett. "Die Ozonkontrolle kann nicht nur Erderwärmung abschwächen, sondern sie könnte auch kurzfristig dazu führen, dass weniger Menschen an Atemwegserkrankungen sterben."

"Dauerhafte Belastung verringern"

Dies bestätigt George Thurston von der Universität New York: "Um die öffentliche Gesundheit zu schützen, reicht es nicht, nur die Spitzenwerte zu senken", betont der an der Studie beteiligte Umweltmediziner. "Wir müssen auch die dauerhafte Belastung verringern."

Die US-Umweltbehörde EPA hat vor einem Jahr den Ozon-Schwellenwert von 80 auf 75 ppb gesenkt, obwohl ein eigens gebildetes Expertengremium einen wesentlich schärferen Wert von 60 ppb empfohlen hatte. Dies entspricht nach europäischer Lesart 120 Mikrogramm pro Kubikmeter. In der EU sollen die Behörden ab einem Wert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter die Bevölkerung unterrichten. Bis 2010 soll der Grenzwert von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter nicht mehr überschritten werden. (APA/AP/red)