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Foto: REUTERS/Arnd Wiegmann

Bregenz - Das Jüdische Museum Hohenems rückt ab 26. April in der Ausstellung "Hast Du meine Alpen gesehen? - Eine jüdische Beziehungsgeschichte ..." die Themen Judentum und Alpinismus in den Mittelpunkt. Gemeinsam mit dem österreichischen Alpenverein wolle man die Geschichte einer jüdischen Liebe, jener zu den Alpen, erzählen, so Museumsleiter Hanno Loewy. Die Schau wird ab 15. Dezember in Wien zu sehen sein, im kommenden Jahr auch in München.

Beleuchtet wird die Bedeutung jüdischer Bergsteiger, Künstler, Intellektueller, Tourismuspioniere und Forscher für die Erschließung und Entdeckung der Alpen als Kultur- und Naturerbe. Platz finden aber auch die Rolle der Alpen als Fluchtrouten im Nationalsozialismus, der schon lange zuvor grassierende Antisemitismus im österreichischen Alpenverein und Skiverband sowie der Streit über Juden in Tracht. Das Museum versprach im Vorfeld eine Reise durch Raum und Zeit und "überraschende Neuentdeckungen".

Spannungsfelder des Alpinismus

Die Wahrnehmung der Berge als Ort geistiger und sinnlicher Erfahrung sei mit der jüdischen Erfahrung und dem Eintritt in das Bürgertum Europas auf vielfältige Weise verbunden, so Loewy. In sieben Kapiteln berichte die Ausstellung von den Spannungsfeldern des Alpinismus. Die erste Station "Die Alpen denken - die Alpen sehen" befasst sich mit jüdischen Hoteliers und Gästen als Pioniere der alpinen Touristik sowie mit philosophischem und literarischem Schreiben über die Berge. "Die Alpen einatmen - die Alpen trinken" berichtet von der Anziehungskraft der Berge als Orte der Heilung. Thematisiert wird das jüdische Leben und Arbeiten in den Kurorten Davos, Bad Gastein und Meran.

Mit Tradition und Identität befasst sich die Station "Die Alpen leben - die Alpen erfinden", hier werden das Trachtenverbot von 1938, Volksmusik sowie das Schicksal der Trachtenpuppen-Macherin Lilli Baitz angesprochen. "Die Alpen erobern" erarbeitet die Thematik rund um den jüdischen Alpinismus, stellt etwa jüdische Bergsteiger und Skipioniere vor. "Die Alpen überwinden - die Alpen nicht überwinden" bespricht die Berge als Ort von Verfolgung und Flucht im Nationalsozialismus, aber auch ihre Rolle für jüdische "Displaced Persons" auf ihrem Weg nach Palästina 1945 bis 1948.

Filmreihe

Das Urlauberleben orthodoxer Touristen in Davos, Arosa und St. Moritz und ihre Sichtweise der Berge thematisiert das Kapitel "Die Welt hinter sich lassen - über den Alpen der Himmel". "Die Alpen mitnehmen" erzählt schließlich von Wunsch- und Traumbildern jüdischer Alpinisten in der Emigration. Parallel zur Ausstellung präsentiert das Museum gemeinsam mit dem Spielboden Dornbirn eine Filmreihe, am 29. April steht etwa der Ernst Lubitsch-Film "Meyer aus Berlin" von 1919 auf dem Programm.

Die Ausstellung ist bis 4. Oktober in Hohenems zu sehen, anschließend wandert sie weiter ins Jüdische Museum Wien. Dort wird die Schau von 15. Dezember 2009 bis 14. März 2010 geöffnet sein. Im Alpinen Museum München gastiert "Hast du meine Alpen gesehen?" von Frühjahr bis Herbst 2010. (APA)