Standard: Wie wird die Zukunft des Internets ausschauen?

Ferscha: Die Zukunft des Internet wird von zwei verzahnten Trends beeinflusst. Einerseits wächst die Infrastruktur für den Netzbetrieb explosionsartig, andererseits werden die Zugangstechnologien kleiner und damit mobil. Die Hardwareminiaturisierung von Webservern hat eine Größe von nur wenigen Kubikmillimetern erreicht und ist integraler Bestandteil in der kommenden Handygeneration. Das Internet mit 1,6 Mrd. Zugangsknoten wird plötzlich um weitere 3,1 Mrd. mobile Internetknoten wachsen. Auf Basis dieser Technologie kann sprichwörtlich jedes "Ding" ein Internetknoten sein.

Standard: Zum Beispiel?

Ferscha: Internettechnologie im Auto, auf der Digitalkamera, am Handy oder auf der Kreditkarte überrascht uns heute nicht mehr. Internettechnologie in den Möbeln, Gebrauchsgegenständen, Werkzeugen, in der Kleidung ist der nächste Schritt. Internettechnologie in jedem Schraubenzieher, Autoreifen, Geldschein oder jedem Preisschild auf allen Produkten ist möglich. Das Prinzip des Internet wird in der Zukunft nicht mehr sein, dass ein Mensch mit einer "Maschine" interagiert, sondern dass die "Maschinen", also die Dinge untereinander interagieren.

Standard: Wie wird der Mensch das Internet der Dinge steuern können?

Ferscha: Der Mensch wird nicht mehr die Aufmerksamkeit aufbringen können, mit allen ihn umgebenden "Internetdingen" persönlich zu kommunizieren. Er wird implizit mit den Dingen interagieren, also Verhaltensregeln festlegen, nach denen sich Dinge - bis auf Widerruf - zu verhalten haben. Wir sprechen nicht über den Schwachsinn eines Milch bestellenden Kühlschranks, sondern über verlässliche, lernende, sichere und "Fehler verzeihende" Diensteensembles, die uns etwa erlauben, im hohen Alter oder im Krankheitsfall ein weitgehend unabhängiges Leben zu führen. (DER STANDARD Printausgabe, 13. März 2009)