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Schlimme Folgen vor allem für den Forschernachwuchs fürchten Wissenschafter aufgrund der FWF-Misere.

Foto: AP/Andy Wong

Wien - Schlimme Folgen vor allem für den Forschernachwuchs fürchten Wissenschafter quer durch die Disziplinen aufgrund der derzeitigen "Handlungsunfähigkeit" des Wissenschaftsfonds FWF. Die Mikrobiologin Renee Schroeder (Universität Wien) sieht die Aufbauarbeit bei der Förderung von Jungwissenschaftern über rund zehn Jahre und "die Vertrauensbasis auf einen Schlag zerstört".

Dass der FWF "wegen unklarer Budgetierung" bis Mai keine Vergabesitzungen mehr durchführen kann, wie der Präsident des Fonds, Christoph Kratky, in einem Brief an die Wissenschafter mitteilte, sei "ein schlimmes Signal", bemängelte Schroeder. Gerade am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere seien viele auf FWF-Projekte angewiesen. Nun könnten gerade die besten Köpfe von vornherein auf eine akademische Karriere verzichten.

Qualitätskontrolle

Selbst wenn finanzielle Mittel vom FWF direkt an die Unis umgeschichtet würden, sei das keine gute Entwicklung, betonte Schroeder. "Der FWF garantiert eine ausgezeichnete Qualitätskontrolle der Forschungsprojekte", ist die Forscherin überzeugt. Mehr Geld für die Unis und weniger für den FWF würde daher wieder einen Schritt in Richtung Gießkannenprinzip bedeuten.

Geisteswissenschaften

Der Philosoph Konrad Liessmann (Universität Wien) betonte, dass ein Ausfall von FWF-Mitteln für den wissenschaftlichen Nachwuchs auch große soziale Probleme nach sich ziehe - gerade in den Geisteswissenschaften, wo die Jobaussichten außerhalb der Unis bekanntlich bescheiden seien. Die Leute würden nicht selten bis zu einem Jahr oder länger gleichsam in der Luft hängen. Bisher seien rund 50 Prozent der beim FWF eingereichten Projekte im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften genehmigt worden. Das habe doch wenigstens eine gewisse Sicherheit für Nachwuchsforscher bedeutet.

Verantwortung

Der Wissenschaftssprecher der Grünen, Kurt Grünewald, machte in einer Aussendung unter anderem Finanzminister Josef Pröll für die Situation verantwortlich. Durch seine "ohnedies reichlich späte" Budgetrede blockiere Pröll "zentrale Entscheidungen für die Zukunft von ForscherInnen und ihrer Arbeit, obwohl die Budgetverhandlungen längst abgeschlossen sind".

Der Finanzminister inszeniere sich hier auf Kosten der Forschung, so Grünewald. Sechs Monate ohne finanzielle Mittel in der wissenschaftlichen Forschung würden verheerende Folgen für die Zukunft und die Entwicklung Österreichs im internationalen Vergleich nach sich ziehen. "Wenn in der äußerst kompetitiven Grundlagenforschung aktuell geplante Projekte nicht sofort gestartet werden können, kann man sie gleich bleiben lassen." Mit der ständigen Vertagung der Vergabesitzungen durch den FWF "werden ForscherInnen verunsichert, die AntragsstellerInnen und ProjektleiterInnen frustriert", so der Wissenschaftssprecher der Grünen. (APA)