Wien - EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat am Donnerstag eine weitere Lockerung der Zinsen in der Eurozone angedeutet. Auf die Frage, ob die Europäische Zentralbank bei ihrer nächsten Sitzung den Leitzins abermals um einen halben Prozentpunkt senken werde, sagte Trichet in Wien, dass im Entscheidungsgremium zuletzt noch nicht entschieden sei, ob der gegenwärtige Satz der niedrigste sei. Daran habe sich nichts geändert. Am vorigen Donnerstag hatte die EZB den Leitzins von 2,0 auf 1,5 Prozent und damit auf das niedrigste Niveau ihrer Geschichte abgesenkt. 

EZB nicht für Euro-Bonds

Die Europäische Zentralbank (EZB) kann einer Emission von gemeinsamen Anleihen der Euro-Länder derzeit nichts abgewinnen.

"Wir würden eine solche Lösung nicht bevorzugen", sagte Trichet. Seines Wissens nach sind auch die meisten staatlichen Finanzierungsagenturen gegen die Emission von sogenannten Euro-Bonds. Es existierten jedoch Mechanismen, mit denen die EU-Länder einander helfen. Das sei etwa schon im Falle Ungarns oder Lettlands der Fall gewesen.

Was die Mitglieder der EU betreffe, so baue er auf die Fähigkeiten der Regierungen, ihre eigenen Fiskalpolitiken auf eine sehr verantwortungsvolle Weise umzusetzen, führte Trichet aus. "Ich habe Vertrauen", so der EZB-Chef.

Das Jahr 2009 werde für viele - aber nicht alle - Länder ein Jahr der Rezession werden. Die meisten Ökonomen würden für 2010 eine zunehmende Verbesserung der konjunkturellen Lage sehen.

Ziel bleibt Preisstabilität

Mittelfristiges Hauptziel der EZB sei noch immer die Preisstabilität mit einer Inflationsrate unter oder in der Nähe von 2 Prozent, sagte Trichet. "Das schützt uns sowohl vor inflationären Risiken - und wir haben es getestet, dass wir unsere Bevölkerung auch in sehr schwierigen Umständen vor inflationären Risiken schützen könnten -, und das ist auch ein Weg, um das deflationäre Risiko beträchtlich zu reduzieren. "Ich bin sicher, dass wir Preisstabilität auf mittlere und lange Sicht garantieren können", sagte Trichet. Das deflationäre Risiko werde von allen Beobachtern aber auch von internationalen Institutionen als vernachlässigbar eingestuft. (APA)