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Nach zehn Jahren als Finanzchef der Post sorgt Rudolf Jettmar als Interimschef wohl nicht für Dynamik, aber für Stabilität.

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Haben angesichts der respektablen Bilanz gut lachen: Vorstandsdirektor Herbert Goetz, Vorstandsdirektor Carl-Gerold Mende, Generaldirektor Rudolf Jettmar ab April, Vorstandsdirektor Walter Hitziger, von links.

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Wien - Der Verlust ihrer Paketquellen im Versandhandel, Quelle und Otto/Universalversand und Millionen-Abschreibungen (beim Spezialzusteller Transoflex) haben der Österreichischen Post AG im Paketgeschäft erstmals einen operativen Verlust beschert. Wohl stieg der am Markt erwirtschaftete Paket-Umsatz um 6,4 Prozent auf 786 Millionen Euro, das operative Ergebnis (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, Ebitda) brach aber um 25 Prozent auf 34,8 Mio. Euro ein, das Betriebsergebnis (Ebit) drehte gar mit 25,5 Prozent in die Verlustzone.
Der für Paket & Logistik zuständige Vorstandsdirektor Carl-Gerold Mende sieht den gelben Riesen dennoch "auf gutem Weg" , man habe den mit Quelle verlorenen Umsatz großteils durch Zukäufe wettgemacht. Große Sprünge sind angesichts der Wirtschaftskrise freilich weder bei Akquisitionen noch im Tagesgeschäft zu erwarten, die Transportbranche leide generell, Unternehmen kürzen ihre Ausgaben.

Paket-Lücke bleibt

In der Post-Bilanz fällt die Paket-Lücke nicht auf: Der Konzernumsatz stieg um 5,4 Prozent auf 2,44 Milliarden Euro, die Basisdividende wird von 1,40 auf 1,50 Euro erhöht und darüber hinaus ein Euro Sonderdividende ausgezahlt. Unterm Strich verdiente der zu 51 Prozent im Staatsbesitz und wegen hunderter Postamtsschließungen in der Kritik stehende Brief-Riese aber weniger. Der Gewinn ging um drei Prozent auf 118,9 Mio. Euro zurück. Neo-Post-General Rudolf Jettmar begründete dies mit höheren Kosten, allen voran dem Rekord-Dieselpreis im Vorjahr und der 27.000 Beschäftigten.
Der Ausblick ist finanzkrisentechnisch verhalten: Umsatz und Betriebsergebnis werden bestenfalls auf Vorjahresniveau erwartet. Auf dem Konzernergebnis lastet übrigens die Wertminderung ihres Finanzdienstleisters Bawag PSK, bei dem sich die Post 2007 um rund 75 Mio. Euro eingekauft hat. Diese fünf Prozent stehen nun um 20 Mio. Euro weniger in der Post-Bilanz. Von 92,2 auf 92,9 leicht gestiegen sind dafür die Provisionen, die die Post von der PSK für die Finanzgeschäfte bekommt. Die Rückstellungen für "unterausgelastete" , aber unkündbare Post-Beamte konnte Jettmar hingegen um 36 auf 308 Mio. Euro reduzieren, man versuche, die rund 600 Mitarbeiter im "Karriere- und Entwicklungscenter" wieder in Beschäftigung zu bringen, auch außerhalb des Unternehmens, betonte Jettmar.

In Sachen Sonderdividende

Brüsk zurück weist Jettmar allein das Ansinnen, die Post sollte keine Sonderdividende (macht 65 bis 70 Millionen Euro aus) auszahlen (von ihr profitiert die Republik Österreich als bestimmender Aktionär am meisten) und stattdessen weniger Postämter zusperren: "Wenn wir keine Dividende auszahlen, verbessert das die Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens nicht." Es gebe schlicht keine Alternative zu Restrukturierungen und Produktivitätssteigerungen. "Die Dividende ist deshalb so hoch, weil Verluste und Ineffizienzen nicht mit Geld aufgewogen werden können" , stellte Jettmar - hörbar entnervt - klar.
Wie es mittelfristig weiter geht, sagte der Interims-Post-General jedoch nicht. Mehr wird man erst wissen, wenn die Feldversuche in zwei Wiener Bezirken, bei denen klassische Briefträger durch billigere Angestellte der Post-Tochter Feibra ersetzt werden, abgeschlossen und ausgewertet sind. Derzeit zählt die Post 1300 Filialen und 27.000 Mitarbeiter. (ung, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 13.3.2009)