Mondän: Nadja Tiller, anno 1961 mit Claude Brasseur in Robert Siodmaks "L'Affaire Nina B."

Foto: Filmarchiv

Wien - Die größte Kunstfertigkeit tritt manchmal in banalsten Bildern zutage: Auf Aushangfotos und Filmstills, ob im Babydoll, im Catsuit oder im Badeanzug - selbst in Posen und Outfits, die ganz vordergründige Absichten bedienen, liegt in Blick und Mimik der Schauspielerin Nadja Tiller stets etwas Widerspenstiges, Herausforderndes - ein großer Ernst, eine leichte Ironie, ein wenig Spott, die besagen, dass hier eine ein Spiel spielt, ohne je die Kontrolle zu verlieren.

Wohl auch deshalb hat sie es zuwege gebracht, sich als Das Mädchen Rosemarie zu Recht einen ewigen Platz in der Geschichte des westdeutschen Kinos zu erobern und zugleich nicht auf diese Rolle reduziert zu werden. Tiller, 1929 in Wien geboren, begann als Sechzehnjährige eine Ausbildung am Reinhardt-Seminar und wurde mit zwanzig an der Josefstadt engagiert. Angeblich aufgrund der Tatsache, dass sie zur selben Zeit den Titel der Miss Austria errang, war dieses Engagement nicht von Dauer. Tiller hatte ohnehin bereits ab 1949 auch erste Filmrollen gehabt - etwa in Franz Antels Kleiner Schwindel am Wolfgangsee.

Bald wirkte sie auch in deutschen Produktionen mit - unter anderem wurde der Regisseur Rolf Thiele auf sie aufmerksam, mit dem sie ab 1954 wiederholt zusammenarbeitete und der sie 1958 als Das Mädchen Rosemarie besetzte und damit ihre Karriere entscheidend prägte. Allerdings war Nadja Tiller, die nun zu einem Filmstar wurde, zu diesem Zeitpunkt auch als Filmschauspielerin schon längst versiert und etabliert genug: Sie spielte weiterhin ganz unterschiedliche Charaktere in unterschiedlich gewichtigen Filmen, unter anderem auch bei René Clément oder Roberto Rossellini.

Ab den 60er-Jahren trat Tiller außerdem in Fernsehproduktionen auf. Mit ihrem Mann, dem Schauspieler Walter Giller, tourte sie jedoch vor allem in Theaterproduktionen. Im Kino war die Schauspielerin zuletzt 2005 in Til Schweigers Komödie Barfuß zu sehen. Das Filmarchiv Austria hat nun eine Auswahl zusammengestellt, die anlässlich des 80. Geburtstags der Diva am 16. März auf deren Leinwandauftritte zurückblickt. (Isabella Reicher / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.3.2009)