Wien - Die Singvögel sind wieder zu hören, und die Bauarbeiter reißen den Straßenasphalt auf. Lautstärke und Rhythmus der Stadt steigern sich: Der Frühling kündigt sich an. In den kommenden Tagen bleiben laut Meteorologen die Temperaturen über zehn Grad, Samstag wird es noch wärmer und sogar sonnig - erst Sonntagnachmittag soll es wieder zu regnen beginnen.

derStandard.at/Julia Schilly

Derartige Prognosen steigern bei vielen Stadtbewohnern die Lust, in die Pedale zu treten. Oft sind zuvor Reparaturen an den Fahrrädern notwendig, die im Winter eingemottet waren.

 

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Die "Fahrrad.Selbsthilfe.Werkstatt" im WUK im neunten Wiener Gemeindebezirk hilft dabei seit 25 Jahren. Die Benützung kostet drei Euro, Ersatzteile sind günstig zu haben. Außerdem kann man ab sofort mit einer kleinen Spende beim Frühjahrscheck ein Hilfsprojekt für Zeitungskolporteure unterstützen.

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Jasper Kühn und seine Kollegen helfen bei den Reperaturen mit Tipps. "Ist das während des Fahrens oder im Stehen passiert?" , fragt Kühn und deutet auf eine verbeulte Radkappe. "Auto" , lautet die knappe Antwort eines jungen Mannes in Adidas-Jacke. Im Fundus der Werkstatt ist schnell Ersatz gefunden. In Kisten und Laden sind alle Einzelteile verstaut, aus denen ein Rad bestehen kann. Von der Decke baumeln dutzende Modelle, die man ausborgen kann: Hochräder, Rennräder und skurrile Unikate.

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In Kisten und Laden sind alle Einzelteile verstaut, aus denen ein Rad bestehen kann. Von der Decke baumeln dutzende Modelle, die man ausborgen kann: Hochräder, Rennräder und skurrile Unikate.

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Besonders Zeitungskolporteure sind hier Stammgäste, berichtet Kühn: "Kaum haben sie ihr Fahrrad repariert, wird es schon wieder kaputt. Es ist eine Sisyphusarbeit." Auch Shazor A. braucht dringend ein neues Hinterrad. "Das bricht schon wieder auseinander" , klagt der Mann und rüttelt heftig am lockeren und verbogenen Gestell.

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Der 40-jährige Pakistani transportiert in der Nacht Zeitungen, tagsüber verkauft er sie. Die schweren Pakete zerstören regelmäßig Gepäcksträger und Hinterrad seines Fahrrads. Ein teures Lastenrad ist für ihn jedoch, wie für viele seiner Kollegen, unerschwinglich.

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Die "Fahrrad.Selbsthilfe.Werkstatt" startet daher im März ein Projekt: Mithilfe von Spenden und freiwilligen Helfern werden stabile Gepäcksträger gebaut.

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"Die Modelle haben mehrere Bohrungen, sodass sie auf alle Fahrräder passen, und flexible Stangen, die sich der Last besser angleichen" , sagt Kühn. Am 19. April ist der erste Produktionstag.

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"Für mich beeinflussen die Kolporteure die Fahrradkultur in Wien sehr stark, denn kaum jemand fährt so viel mit dem Rad", sagt Kühn.
Die Fahrrad.Selbsthilfe.Werkstatt ist auch am vierten und fünften April beim Bike Festival am Rathausplatz dabei, das im Vorjahr 85.000 Besucher anlockte. (Julia Schilly, DER STANDARD - Printausgabe, 13. März 2009)

Link:

fahrrad.wuk.at

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