Es ist immer wieder erstaunlich, wie der Mensch so weit kommen konnte, ohne irgendeine Art von Lernfähigkeit zu besitzen. Letzteren Eindruck muss man zumindest bekommen, wenn man den Umgang mit Suchtgiften betrachtet. In schöner Regelmäßigkeit glaubt irgendjemand, Drogen jetzt aber endgültig aus der Welt schaffen zu können. Dass die Vorgänger an dieser Aufgabe grandios gescheitert sind, interessiert diese hellen Köpfe nicht.

US-Alkoholprohibition, der dortige "War on drugs" und seit zehn Jahren die Initiative für eine drogenfreie Welt der UNO - gleich, ob beim Produzenten oder Konsumenten angesetzt worden ist, die Sucht ist nie ausgerottet worden.

Was nicht bedeutet, dass das Ziel an sich nicht gut wäre. Jeder Drogenkranke, der nicht in Autos und Wohnungen einbricht, jeder Teenager, der sich nicht prostituieren muss, um zum nächsten Schuss zu kommen, ist ein Ziel, für das es sich zu arbeiten lohnt. Aber mit Methoden à la Rambo wird es nicht zu erreichen sein.

Bauern die Ernte anzuzünden bringt wenig, das Vermögen der Drogenbosse weltweit abschöpfen zu können schon mehr - denn deren Ziel ist es primär, Geld zu verdienen. Und auf Konsumentenseite ist eine ehrlichere Präventionsarbeit - wie sie zum Teil schon praktiziert wird - vonnöten. Schülern zu sagen, dass alle illegale Drogen tödliches Teufelszeug sind, wenn jeder Dritte am Wochenende Ecstasy eingeworfen oder einen Joint geraucht hat, wird so wenig Erfolg bringen wie globale Suchtausrottungsfantasien. (Michael Möseneder/DER STANDARD-Printausgabe, 10.3.2009)