Auffällig in all den Lehrerdebatten der letzten Jahrzehnte ist die ungeheure Angerührtheit professioneller Lehrervertreter, wenn es darum geht, die Welt des Schulwesens etwas kritischer zu diskutieren. Der Vorsitzende der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Walter Riegler, gab in der ORF-Sendung "Im Zentrum" eine Vorstellung, die zeitweise einer Lesung aus den Protokollen einer Sitzung des Politbüros des Zentralkomitees der KPdSU glich, dann aber ins Märtyrerhafte abglitt: "Einigen kann man sich erst dann, wenn die Verletzungen der letzten Zeit ausgeräumt sind, und soweit sind wir noch nicht", erklärte Riegler. Verletzungen! Weil Unterrichtsministerin Schmied versucht, innerhalb der (teilweise frei gestaltbaren) Arbeitszeit der Lehrer einen höheren Anteil an Präsenz im Klassenzimmer durchzusetzen!

Ob das jetzt taktisch und/oder inhaltlich richtig war, ist umstritten und auf die Schnelle auch gar nicht zu klären. Aber insgesamt geht es um die Debatte, wie (nicht ob) der öffentliche Dienst an der Lastenverteilung in der Krise teilnimmt. Das ist kein Beziehungsdrama mit "Verletzungen", sondern ein ganz normaler Verteilungskampf.(Hans Rauscher/DER STANDARD Printausgabe, 10. März 2009)