Josefine26, Rentner aus Bayern, wünscht sich, das Studium seines Enkels finanzieren zu können. 17.000 Euro braucht er dafür. Ein Postbote aus Bremen will hingegen sein Konto abdecken, einen neuen Computer kaufen und auch die kürzlich kaputt gegangene Waschmaschine ersetzen. 2500 Euro würden sein Leben erleichtern. Und Daniel3004 bräuchte 3500 Euro für Schlafzimmer und Küche in seiner neuen Wohnung.

Weil die Banken mit der Kreditvergabe immer zögerlicher werden, wenden sich Josefine26, der Postbote und Daniel3004 an ihre Mitmenschen - via Kreditplattform. In Deutschland gibt es bereits eine Handvoll solcher Plattformen, die private Geldverleiher und Kreditsuchende zusammenführen.

Das Konzept ist denkbar einfach: Jemand stellt seinen Wunsch und den dafür benötigten Betrag online, und wer immer behilflich sein will, diesen Wunsch zu erfüllen, kann sich als Kreditgeber engagieren. Laufzeit, Zinsen und die Höhe der Raten werden individuell vereinbart. Werden sich Geldgeber und Kreditnehmer einig, schließen sie einen Vertrag miteinander ab. Die Plattform kassiert hierbei keine Vermittlerprovision, sondern verdient an der Registrierungsgebühr.

Aus den USA kommend erfreuen sich solche Plattformen in Deutschland derzeit größter Beliebtheit. Bei Auxmoney etwa suchen laufend gut 120 Personen nach privaten Kreditgebern. Aber auch SosMoney, Elolly und Smava vermitteln private Kredite. Und der nächste Boom kündigt sich bereits an - in Form von Schönheitskrediten. Für die Finanzierung von Schönheitsoperationen werden im Internet eigene "Beauty-Kredite" angeboten, die das Spektrum von der Brustvergrößerung bis hin zum Facelifting abdecken.

Hintertüren öffnen sich

Erste Ansätze, mit den Kreditplattformen nach Österreich zu expandieren gibt es, Fuß gefasst hat bisher aber noch kein Anbieter. Wer bei heimischen Banken mit Kreditwünschen abgewiesen wird, dem eröffnen sich aber auch hierzulande Hintertüren.

Kleinanzeigen und billige Flugzettel weisen den Weg zum Geld. Oft landet man in schummrig wirkenden Geschäftslokalen. Geboten werden Blitzkredite von bis zu 100.000 Euro, bürgenfrei versteht sich. Die Zinsen sind mit 4,2 Prozent gering, Geld wird auch an jene vergeben, denen die Bank den Kredithahn längst abgedreht hat.

Weil die Banken die Bedingungen für die Kreditvergabe verschärfen, verlocken solche Angebote für das schnelle Geld. Der klassische Kredithai, der mit einem Bündel Geldscheine winkt und Wucherzinsen dafür berechnet, sei allerdings selten geworden, sagt Alexander Maly von der Wiener Schuldnerberatung. Was aber nicht heißt, dass es bei der schnellen Kreditvermittlung keine unseriösen Angebote und Geschäftspraktiken mehr gebe.

Vorsicht ist also geboten. Konsumkredite, die bei Banken mit sieben Prozent verzinst werden, würden bei privaten Vermittlern oft doppelt so viel kosten, weiß Maly. Gesetzlich erlaubt sind Provisionen von fünf Prozent auf die Nettokreditsumme. Zusatzspesen für die Bearbeitung oder hohe Pönal-Zahlungen bei Stornos seien aber keine Seltenheit.

Ablehnungsquote steigt

In den Kreditshops der WKS Bank - derzeit gibt es davon zwei in Wien - warten immer mehr Antragsteller auf den Geldsegen. "Die Anträge sind mehr geworden, aber auch die Ablehnungsquote steigt" , erklärt WKS-Bank-Direktorin Ilse Vigl. Derzeit müssten rund 80 Prozent der Kreditanträge abgelehnt werden, "weil durch Warenkredite und Schulden bei den Versandhäusern die finanzielle Belastbarkeit schon ziemlich ausgereizt ist", sagt Vigl zum STANDARD.

Das Problem sei, dass die Lebenskosten immer mehr vom Gehalt wegnehmen, für Rückzahlungen blieben oft keine Kapazitäten. Im Schnitt würden 20.000 Euro verborgt, die Konditionen je nach Bonität ausgemacht. Zehn Prozent Zinsen bilden die Obergrenze. (Bettina Pfluger, Verena Kainrath, DER STANDARD, Printausgabe, 10.3.2009)