Billiger als herkömmliche Spiele für die Konsolen Wii, Xbox und Playstation sind die hier vorgestellten Games allemal. Aber nicht nur das: Sie bieten bizarr-lustige Spielideen.

Foto: Hersteller

Videospiele gehen normalerweise so: Ein großer, böser Mensch, Außerirdischer oder Dämon bedroht die Welt, das Dorf oder den Planeten in Sternsystem X73A. Wir Spieler bewaffnen uns mit Pfeil, Bogen, automatischem Gewehr oder Laserschwert, um die Gefahr abzuwehren.

Jetzt metzeln wir uns durch die Gegnermassen, und irgendwann erringen wir den Sieg über das Böse. Vermutlich. Wenn einem nicht furchtbar fad geworden ist - denn die übliche Videospielformel ermüdet auf Dauer.

Innovation lohnt nicht?

Das Problem: Neue Spielideen sind selten - und sind oftmals auch grandiose Flops. Ob es Spiele wie das bizarr-lustige "Psychonauts", zauberhafte Märchen wie "Ico" oder visuell neue Wege gehende Musikspiele wie "Rez" sind: Sie werden Kritikerlieblinge, verkaufen sich nicht und gelten damit als Beweis: Innovation lohnt nicht.

Zum Glück gibt es einen anderen Vertriebsweg: Downloads machen es möglich, auch kommerziell nicht so viel versprechende Spiele zu veröffentlichen. War das früher ein Privileg für PC-Spieler, sind einige der besten Spiele inzwischen auch für die Konsolen im Onlineshop der Hersteller zu bekommen: für Sony im Playstation-Store, für Microsofts Xbox im Marktplatz und für Nintendos Wii-Konsole mit WiiWare. Das lohnt sich für alle: Die Entwickler können endlich neue Ideen testen, ohne ein riesiges Budget zu beantragen - und die Spieler bekommen erfrischende Spiele auf den Bildschirm. Die kosten zudem oft deutlich weniger als vergleichbare Games im Laden. Und so kann man in Spielen endlich einmal Blumen pflücken, Würmer dehnen oder mit Schleimbällen Türme bauen. Das mutet absurd an? Bietet aber erstaunlich gute Unterhaltung.

Bizarr wie ein Beatles-Video

Wie bei dem im Playstation-Store erhältlichen "Noby Noby Boy". Das ist ein Spiel, bei dem es darum geht, einen kleinen Wurm - den namensgebenden Boy - zu dehnen. Dazu frisst er alle möglichen Gegenstände auf, die im Weg herumliegen: um zu wachsen und sich noch weiter dehnen zu können. Das klingt wenig aufregend. Bis man es ausprobiert: Dann zieht man den Wurm lang, schlingt ihn um Bäume und versucht sich an Happen, die eigentlich zu groß sind für ihn.

Zwischendurch geschehen absurde Dinge: Der Wurm verliert sein Hinterteil. Jetzt muss man es erst wieder essen, damit es anwächst. Manchmal wird es aber auch durch einen besonders heftigen Verdauungsvorgang abgesprengt. Dazu sieht "Noby Noby Boy" auch noch aus wie ein Spiel gewordenes Beatles-Video. Bizarr, wahnsinnig und jede Menge Spaß für 3,99 Euro.

Spiel gewordener Hippietraum

Um einiges entspannter ist da schon "Flower" (Playstation 3, 7,99 Euro) - und wahrscheinlich die schönste Spielidee seit Jahren. Der Spieler zupft ein Blütenblatt und lenkt es über eine grüne Wiese in Richtung anderer Blumen. Bei Berührung öffnet sich deren Blüte, ein weiteres Blatt schließt sich dem ersten an. Bald tanzen hunderte verschiedener Blüten über den Bildschirm und bringen Wiesen zum Ergrünen, vertreiben Industrieruinen und bringen die Welt zum Leuchten: ein Spiel gewordener Hippietraum, der zwar unglaublich kitschig, gleichzeitig aber wieder wahnsinnig schön ist - und als normales Spiel im Handel garantiert ein Flop wäre.

Vertracktes Rätsel

Genau wie die Kreuzung aus Jump 'n' Run und vertracktem Rätselspiel namens "Braid" (Xbox 360, circa 12 Euro). Wirkt auf den ersten Blick harmlos, doch die Hülle und die sanfte Musik täuschen. Die Rätsel sind so vertrackt, dass man immer wieder kurz davor ist, den Controller in die Ecke zu pfeffern.

Schleimiger Turmbau

Ähnlich fordert auch das Wii-Game "World of Goo" (circa 15 Euro): Darin zieht man an Schleimbälle, die dabei Fäden spinnen, die sich wiederum zum Turmbau eignen. Und die müssen errichtet werden, um weiterzukommen. Immer komplizierter werden die Gebilde - sämtliche Grundkenntnisse in Physik und Statik müssen die Spieler aus ihrem Gedächtnis kramen. Denn richtig fest steht kein Gebilde. Sie wollen ausbalanciert werden und sollen nicht zusammenbrechen, bevor sie fertig sind. Das ist tatsächlich schwieriger, als es klingt - und dabei sehr herausfordernd zu spielen.

Retro-Puzzle

Eher konventionell sind die "ArtStyle"-Games für Nintendos Wii (je circa 6 Euro), doch nicht weniger gut. Sie verstecken "Tetris"-artige Puzzlespiele hinter einer Retro-Grafik.

"Rotohex" lässt Sechsecke drehen, bis einzelne Teile farblich zueinander passen und dann verschwinden - eindeutig süchtig machend. Und wie bei "Tetris" träumt man nachts von sich drehenden Sechsecken.

"Orbient" wirkt zwar wie eine billige Flash-Animation, kann aber punkten: Denn mit dem Stern, der per Schwerkraftsteuerung geführt wird und dabei andere Sterne schluckt, kann man stundenlang Spaß haben.

"Dankbar sein"

Und immer wieder dankbar sein. Denn in Zeiten, in denen inhaltsleere Spiele wie "Killzone 2" das Gesicht eines Mediums werden wollen, freuen sich Spieler über jede kreative Oase, ganz weit weg von Gewalt und Kampf. (Carsten Görig, DER STANDARD/Rondo)