Peking - Der chinesische Außenminister Yang Jiechi hat die Pariser Auktion von zwei Bronzefiguren aus dem Nachlass des Modeschöpfers Yves Saint Laurent, die vor 150 Jahren von europäischen Invasionstruppen aus dem kaiserlichen Sommerpalast in Peking erbeutet worden waren, als "unmoralisch" verurteilt. Die Versteigerung "streut Salz in die Wunden", sagte Yang am Samstag auf einer außenpolitischen Pressekonferenz anlässlich der Jahrestagung des Nationalen Volkskongresses in Peking. "Die Skulpturen sind Kulturgegenstände, die aus China geraubt worden sind, und China hat das Recht, sie wiederzubekommen."

Opiumkrieg

Die Tierköpfe aus der Zeit der Mandschu-Dynastie Qing (Tsing), die von 1644 bis 1911 im Reich der Mitte herrschte, waren 1860 (Zweiter Opiumkrieg) bei der Plünderung und Verwüstung des Sommerpalastes (Yuanmingyuan) im Westen Pekings von französischen und britischen Expeditionstruppen erbeutet worden. Die demütigende Militäraktion sollte den glücklosen Kaiser Xianfeng zwingen, sein Reich den Interessen der Europäer weiter zu öffnen. Als Vorwand für den Überfall dienten der Mord an einem französischen christlichen Missionar in Guangxi und der sogenannte "Arrow"-Zwischenfall. Es ging dabei um ein unter britischer Flagge fahrendes Handelsschiff, das die chinesische Marine aufgebracht hatte. Nicht nur die ausländischen Truppen waren an den damaligen Raubzügen beteiligt, sondern unter ihrem Schutz auch Missionare und chinesische Konvertiten, die sich unermessliche Schätze aneigneten.

Der deutsche Beutekunst-Experte Martin Roth hat im Streit um die Tierskulpturen aus China davor gewarnt, "Kunstobjekte zu Geiseln der Politik" zu machen. "Einerseits ist die scharfe Reaktion Pekings auf die Auktion des Besitzes von Yves Saint Laurent nachvollziehbar, andererseits hat das Auktionshaus Christie's sich nach Recht und Gesetz verhalten", sagte der Leiter der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Es müssten andere Wege zur Lösung von Beutekunst-Problemen gefunden werden als Sanktionen gegen Unternehmen, die im "überhitzten Kunstmarkt Geschäfte machen". Kein Land sei so systematisch und über einen so langen Zeitraum von fremden Ländern, auch von Deutschland, geplündert worden wie China, konstatierte Roth. (APA/dpa)