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Optimistische Gesten in London: Michael Jackson.

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London/Wien "This is it!", bestätigte Michael Jackson bei einer Pressekonferenz am Donnerstag die Botschaft jener Plakate, die in den Londoner U-Bahn-Stationen sein Comeback angekündigt hatten. This Is It heißt eine Reihe von zehn geplanten Konzerten, mit denen der (selbsternannte) einstige "König des Pop" im Juli in der Londoner O2 Arena Hof halten will.

Der 50-jährige Sänger wirkte in seinem bestickten Anzug bei der Verkündigung dieser Nachricht etwas verwirrt, sparte aber nicht mit seinen obligatorischen Zuneigungsbekundungen für seine Fans: "I love you!"

London ist eigentlich kein gutes Pflaster für den US-Amerikaner. Seine letzter Auftritt wurde von der britischen Kritik einhellig als Katastrophe eingeschätzt, als er 2006 bei den "World Music Awards" nur ein paar wenige Zeilen von der Weltverbesserungshymne We Are the World nuschelte. In London entstand auch die TV-Dokumentation Living With Michael Jackson (2003) des wegen seines Populismus nicht unumstrittenen Briten Martin Bashir, in der Jackson freimütig bekannte, dass er im Bett gern mit kleinen Jungen kuscheln würde.

Und vergangenen November endete ebenda ein Prozess, den der Sohn des Königs von Bahrain gegen Jackson angestrengt hatte, mit einem Vergleich. Der Scheich hatte dem Sänger ein Studio gebaut, in dem Jackson dessen Texte interpretieren sollte. Doch Jackson strich fünf Millionen Euro Honorar ein, ohne einen Ton aufgenommen zu haben.

Auf rund 60 Millionen Euro werden die Einnahmen aus der Londoner Konzertreihe geschätzt - so diese wie geplant stattfindet. Geld, das Jackson ebenso gut gebrauchen könnte wie eine Auffrischung seines künstlerischen Rufes. Jacksons Abstieg begann 1993 mit einem Prozess wegen Kindesmissbrauchs, den die Eltern des betroffenen Jungen angestrengt hatten. Das Verfahren endete außergerichtlich mit einer riesigen Abfindung für die klagende Partei.

Mit seiner ersten Frau Lisa Marie, der Tochter Elvis Presleys, die nach nur 19 Monaten Ehe endete, verlies Jackson auch sein Glück - tragisch begleitet von diversen gesichtschirurgischen Operationen, die dem Afroamerikaner sein heutiges, artifizielles Aussehen einbrachten.

Die Zeiten, als er mit Alben wie Thriller (1982) oder Bad (1987) weltweit die Charts anführte, sind längst vor. Seit Jahren wird der 1958 als siebtes von neun Kindern in der Kleinstadt Gary im US-Bundesstaat Indiana geborene Entertainer nur noch als Karikatur seiner selbst wahrgenommen. Seine letzten musikalischen Veröffentlichungen floppten trotz (oder wegen) millionenschwerer Produktion. Die geplante Londoner Konzertreihe wird als Jacksons letzte Chance gesehen. "Das wird mein unwiderruflich letzter Auftritt in London sein", sagte er. Dafür wolle er nur Songs spielen, die sich die Fans von ihm wünschen. Organisatoren verkündeten, umfassende Gesundheitstest hätten ihn für "top fit" erklärt. Skeptiker raten jedoch, eines der ersten Konzerte zu besuchen, da Jackson die Strapazen von zehn Konzerten kaum zugetraut werden. 

Ab sofort können sich Interessierte auf www.michaeljacksonlive.com für Konzertkarten registrieren lassen. Der Vorverkauf für This Is It beginnt am Freitag, 13. 3. 2009, um 8.00 Uhr. (Hendrik Bebber, Karl Fluch/DER STANDARD Printausgabe, 7./8. März 2009)