London - Die US-Investmentbank Merrill Lynch ist "Unregelmäßigkeiten" in ihrer Handelssparte in London auf der Spur. Das im Zuge der Finanzkrise im September von der Bank of America übernommene Institut erklärte am Freitag, es habe die britische Finanzaufsicht über den Fall informiert und arbeite mit der FSA zusammen.

Die "New York Times" berichtete, die Bank of America prüfe, ob Merrill Verluste im Handel so lange zurückgehalten habe, bis große Boni für Mitarbeiter bewilligt worden seien und die Übernahme unter Dach und Fach gewesen sei. Es gehe vor allem um einen Devisenhändler in London, der in das Visier der Aufsicht geraten sei.

Die Bank of America war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. Merrill Lynch teilte mit, hochrangige Manager kümmerten sich um die Angelegenheit. Sie seien sicher, dass die Bank mögliche Verluste unter Kontrolle habe. Merill Lynch hatte im vierten Quartal wegen massiven Abschreibungen und Verlusten mit strukturierten Kreditpapieren sowie anderen riskanten Anlagen 15,8 Mrd. Dollar (12,48 Mrd. Euro) Verlust angehäuft.

Die Investmentbank war am 15. September - dem Tag der Pleite von Lehman Brothers unter das Dach der Bank of America geschlüpft. Die Bank of America hatte später angesichts wachsender Verluste erwogen, von dem Kauf wieder zurückzutreten, beugte sich aber dem Druck der US-Regierung. Die Bank of America hat seit Oktober 45 Mrd. Dollar an staatlichen Hilfen angenommen.

Der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo prüft derzeit die Rechtmäßigkeit von Boni über 3,6 Mrd. Dollar, die Merrill Lynch seinen Managern noch kurz vor der Übernahme gewährt hatte. (APA/Reuters)