Budapest/Wien - Österreich will beim EU-Finanzministertreffen (Ecofin) am Dienstag erneut seine Initiative zur Stabilisierung der Volkswirtschaften in Mittel- und Osteuropa ansprechen, auch wenn dies nicht auf der offiziellen Tagesordnung steht. Ziel sei die Errichtung einer Plattform, die Instrumente zur Stabilisierung der jeweiligen Volkswirtschaften prüfen und anvisieren soll, um sie, falls nötig, dann auch schnell einsetzten zu können.

Die Initiative erfolgt vor dem Hintergrund des starken Währungsverfalls in einigen osteuropäischen Staaten und hoher Auslandsverschuldungen, die als Zeichen starker Krisenanfälligkeit gelten. So hat der ungarische Forint auch am Freitag seine Talfahrt fortgesetzt. Zeitweise zahlten Händler 317,20 Forint für einen Euro, ehe sich die ungarische Währung bei 316 einpendelte. Seit Mitte 2008 hat der Forint 25 Prozent zum Euro verloren, der polnische Zloty fiel im selben Zeitraum um knapp 30 Prozent und gab am Freitag rund zwei Prozent zum Euro nach.

Analysten werten den Verfall des Forint als Symptom dafür, dass Ungarn in der globalen Krise wegen seiner Strukturprobleme und Verschuldung verwundbarer dasteht als andere Länder der Region. Manche warnen gar vor einer drohenden Abkoppelung, nachdem sich erfolgreichere Transformationsländer wie die bereits der Euro-Zone beigetretene Slowakei von Ungarn distanzieren. Auch Tschechien und Polen verwiesen darauf, dass die Region differenziert zu betrachten sei. In den drei Staaten wird heuer noch mit einem Wirtschaftswachstum gerechnet, während Bulgarien und Rumänien stagnieren dürften, Ungarn und die Ukraine hingegen in eine Rezession schlittern. Länder mit fixem Wechselkursregime wie Bulgarien und die baltischen Staaten kommen durch geringere Wettbewerbsfähigkeit unter Druck.

Der ungarische Notenbank-Gouverneur András Simor sprach jüngst im Zusammenhang mit der Reformunwilligkeit von Ungarns politischer Kaste illusionslos von einem "perspektivlosen Dahinvegetieren". Ungarns Banken stehen aber besser da, als man vermuten würde. Insgesamt verzeichnete der Sektor im Vorjahr einen Gewinn von 261 Mrd. Forint. (gma, kol, DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.3.2009)