Delsberg/Pruntrut - Eine Pornografie-Affäre hat die Verwaltung des Westschweizer Kantons Jura erfasst. Rund 30 Staatsangestellte stehen im Verdacht, am Arbeitsplatz Pornografie aus dem Internet herunter geladen zu haben. Die Regierung hat Untersuchungen eingeleitet. Mehrere Disziplinaruntersuchungen seien eröffnet worden, gab die Staatskanzlei des Kantons Jura am Freitag bekannt. Diese sollen genauere Erkenntnisse liefern. Eine Einschaltung der Justiz sei nicht ausgeschlossen.

Eine Kommission unter dem Bundesrichter Jean-Luc Baechler soll den Fall untersuchen und die Festplatten der Verdächtigen analysieren. Leitende Chefbeamte von Verwaltungsdiensten oder Regierungsmitglieder sind laut dem Regierungssprecher von den Vorwürfen nicht betroffen. Die Affäre gehe aber durch alle Departemente und die übrigen Hierarchiestufen. Die verdächtigten Angestellten wurden einzeln über die jeweiligen Vorhaltungen informiert.

Überlastungsprobleme

Der Informatikdienst des Kantons hatte den Missbrauch aufgedeckt, nachdem Überlastungsprobleme im Computernetz aufgetreten waren. Es sei herausgefunden worden, dass die Probleme auf die Nutzung "nicht-beruflicher Sites" zurückgingen.

Indessen wird darüber spekuliert, ob unter den Verdächtigen auch der Staatsanwalt Yves Maitre ist. Er gab nämlich am Freitag seinen Rücktritt bekannt, kurz bevor der Kanton die Öffentlichkeit über die Affäre informierte. Die an ihn gerichteten Vorwürfe seien "geeignet, dem Ruf der Staatsanwaltschaft zu schaden", begründete Maître in einem Communiqué seinen Schritt. Der Präsident der Aufsichtsbehörde wollte mit Verweis auf das Amtsgeheimnis keine Angaben zum Gegenstand der Untersuchung machen. Auch Regierungspräsident Michel Probst wollte nicht zu einem möglichen Zusammenhang zwischen der Affäre und Maitres Rücktritt Stellung nehmen. (APA/sda)