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Ursula Plassnik: Frauen sind die besseren "Finanzminister" - ob in der Familie oder im Staat.

Foto: AP / Bernhard J. Holzne

... und zu verhindern, dass sie zu den größten Verlierern der Weltfinanzkrise werden.

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Die Weltfinanzkrise, aus der gerade eine Weltwirtschaftskrise wird, zeichnet täglich neue Bebenlinien. Werden die Frauen rund um den Globus zu den Verliererinnen zählen?
Ermutigung und mehr Selbstvertrauen müssen daher die Schlüsselbegriffe bei einem Spitzentreffen sein, das diese Woche im westafrikanischen Monrovia unter der Ko-Präsidentschaft von Ellen Johnson-Sirleaf (Liberia) und Tarja Halonen (Finnland) stattfindet. Es geht um die bessere Einbeziehung von Frauen und ihre Führungsrolle bei Friedensarbeit, Sicherheit und Entwicklung.

Krisen schärfen abrupt den Blick für längst Notwendiges, ja Überfälliges. Die Fakten sprechen eine klare Sprache: Über 50 Prozent der Weltbevölkerung ist weiblich, Frauen leisten 65 Prozent der Arbeit. Sie haben im Durchschnitt aber nur zehn Prozent Anteil am Einkommen und nur ein Prozent Anteil am Weltvermögen. Wege aus den derzeitigen globalen ökonomischen und sozialen Problemen können nur im konstruktiven Miteinander von Männern und Frauen gelingen. Die Kraft der Frauen ist in vielen Gesellschaften ein noch ungewecktes Energiepotenzial.

Frauen sind die besseren "Finanzminister" - ob in der Familie oder im Staat. Sie bringen wertvolle und vielfältige Erfahrungen ein. Sie nützen öffentliche Gelder in der Regel effizienter und nachhaltiger als Männer. Überall in der Welt haben etwa Frauen mit Mikrokrediten höchst erfolgreich kleine Inseln des Wohlstandes geschaffen. Selbstversorgung, bessere Ausbildungschancen, Gesundheitsversorgung und Umweltschutz stehen im Mittelpunkt. Die Zukunft der Kinder eben! Der Sturm der großen Krise darf diese handfesten Wegweiser in eine chancenreichere Zukunft nicht zerstören, die Hoffnungsträgerinnen nicht beiseite schieben oder gar ins Bodenlose stürzen lassen.

Dass in Europa die Frauen derzeit noch vergleichsweise glimpflich davonkommen, ist leider nicht garantiert. Es darf also keine schleichende "Abkoppelung" der Frauen im praktischen Umgang mit der Krise geben. Solidarität und Partnerschaft - auch zwischen den Geschlechtern und Generationen - müssen mehr denn je ein Grundpfeiler unseres Weltdorfes im dritten Jahrtausend sein. Das Wissen, die Erfahrungen und der Beitrag von Frauen dürfen in keiner Gesellschaft missachtet oder unterbewertet werden. Ganz besonders gilt dies nach Kriegen oder Konflikten. Frauen und Männer verdienen auf allen Ebenen gleichberechtigtes Mitgestalten und Mitentscheiden.

Die Zeit des ungehörten Schreis ist vorbei.(Ursula Plassnik/DER STANDARD Printausgabe, 6. März 2009)
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Bei einem hochrangigen Treffen von Politikerinnen in Liberia geht es darum, das große Potenzial von Frauen zur Überwindung der globalen Rezession zu nutzen und zu verhindern, dass sie zu den größten Verlierern der Weltfinanzkrise werden.