Nicolas Mahler zeichnet Spam-Mails.

Illustration: Mahler

Linz - Dass es in Österreich verabsäumt wurde, eine eigenständige Tradition der Comic-Kunst zu fördern - darüber will sich Gottfried Gusenbauer nicht lange auslassen.

Der Leiter des dreitägigen internationalen nextComic-Festivals, das am Freitag im Rahmen von Linz09 eröffnet wird, betrachtet die hiesige Kurzsichtigkeit, was Bildliteratur betrifft, "nicht als Nachteil, sondern als Chance."

So könnten, abseits der Abhängigkeit von großen Verlagen, unvoreingenommen innovative Projekte gezeigt werden, die sich dem Medium Comic von einem ganzheitlichem Zugang her annähern, Querverbindungen zu Film, Mode, Design und Medienkunst schaffen und so auch Menschen, die wenig bis gar nichts mit zeitgenössischen Comics anfangen können, einen Einblick geben.

Als zugkräftiger Header und Lokalmatador wird der Polit- und Sozialcartoonist Gerhard Haderer ein Video zu Moff, seinem kleinformatigen feinen Schundheftl, zeigen, der weltweit publizierende Wiener Comiczeichner Nicolas Mahler stellt sein neues Buch Spam vor, in dem er die unfreiwillige Komik unaufgefordert erhaltener Mails in Bilder umsetzt.

In Ausstellungen, Lectures, Workshops und 24-Stunden-LiveZeichnen, stationiert an der KunstUni, im Ars Electronica Center und im Ursulinenhof, bekommt die überschaubare, aber durchaus produktive österreichische Comicszene, die sich unbemerkt von einer größeren Öffentlichkeit rund um kleine Independent-Verlage wie Tonto, Prequel oder Murmel Comics entwickelt hat, eine verdiente Plattform.

Eingeladen sind auch Künstler aus der Schweiz, Italien, Deutschland, Spanien und Osteuropa. "Es geht um eine Öffnung gegenüber dem Medium" , meint Gusenbauer. "Linz ist ideal dafür." (Karin Krichmayr / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.3.2009)