Der Lottovermittler und Internetspiele-Anbieter Tipp24 hat sich wegen des neuen Glücksspiel-Gesetzes in Deutschland von seinen Wachstumszielen verabschiedet. Angesichts der Kosten für die Neuorientierung der Geschäfte auf das Ausland und auf Online-Geschicklichkeitsspiele sei das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im vergangenen Jahr bei 8,9 Millionen Euro stagniert, teilte das Hamburger Unternehmen am Donnerstag mit. Der Umsatz sei um nur 1,9 Prozent auf 45,8 Millionen Euro gestiegen. Seine mittelfristigen Ziele, wonach der Umsatz jährlich um 30 Prozent und das Ebit noch darüber hinaus steigen soll, legte Tipp24 zunächst ad acta.

Seit Jahresbeginn verbietet der Glücksspiel-Staatsvertrag in Deutschland die Vermittlung von Lottospielen im Internet und Werbung dafür. Gerade darauf fußte jedoch das Geschäftsmodell von Tipp24, die nun das Auslandsgeschäft und die Spieleplattform www.tipp24games.de vorantreiben. 2008 stiegen die Umsätze auf ausländischen Märkten wie Spanien, Italien und Großbritannien um 18 Prozent auf 5,9 Millionen Euro, während der Inlandsumsatz bei 40 Millionen Euro stagnierte.

Tipp24 geht weiter juristisch gegen den Staatsvertrag vor. "Wir haben in allen 16 Bundesländern Klagen eingereicht", sagte Vorstandschef Jens Schumann. Das Verwaltungsgericht in Berlin hatte Tipp24 Recht gegeben und das Glückspiel-Gesetz als unverhältnismäßige Beschränkung der Dienstleistungsfreiheit verurteilt. Mit einer Klage vor dem Verfassungsgericht war Tipp24 jedoch gescheitert. Die EU-Kommission hat außerdem ein Verfahren gegen Deutschland angestrengt, weil sie den Staatsvertrag als unvereinbar mit Europarecht ansieht. Sobald die rechtliche Lage geklärt sei, werde Tipp24 wieder an die mittelfristigen Wachstumsziele anknüpfen können, kündigte das Unternehmen an. (Reuters)