Reykjavik/Helsinki - Die Zustimmung zu einem möglichen Beitritt Islands zur EU ist nach dem Spitzenwert vom vergangenen Herbst rückläufig. Laut einer am Dienstag von der Gratiszeitung "Frettabladid" veröffentlichten Umfrage, sind derzeit 60 Prozent der Isländer für einen Beitritt ihres Landes zur Europäischen Union. Nach Ausbruch der Finanzkrise waren im vergangenen Oktober 69 Prozent der Isländer für den Beitritt ihres Landes gewesen.

Zuvor lagen die EU-Befürworter in Island im Februar 2008 bei 55 Prozent, im September 2007 bei knapp 49 Prozent. Für die Einführung des Euro anstatt der Isländischen Krone sprachen sich in der aktuellen Umfrage 68 Prozent der Befragten aus, im Oktober 2008 waren es auch hier mehr, nämlich 72,5 Prozent.

Die rot-grüne Übergangsregierung in Reykjavik ist in der Frage eines EU-Beitritts gespalten. Während die Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Johanna Sigurdardottir möglichst rasch der EU und der Eurozone beitreten wollen, sind die Links-Grünen unter Finanzminister Steingrimur Sigfusson gegen einen EU-Beitritt Islands und für währungspolitische Alternativen wie eine Währungsunion mit Norwegen offen. Auch die vorangegangenen Mitte-Rechts-Regierungen vertraten jeweils keine einheitliche Linie.

Am 15. April wird der von der Regierung kommissionierte Bericht einer interdisziplinären Arbeitsgruppe über die Vor- und Nachteile eines EU-Beitritts Islands erwartet. Anschließend wählen die rund 320.000 Isländer am 25. April ein neues Parlament. EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn hat Island im Falle eines raschen Ansuchens den Beitritt zur Union schon im Jahr 2011 in Aussicht gestellt. Island geriet als Folge der internationalen Finanzkrise an den Rand des Staatsbankrotts. (APA)