Bild nicht mehr verfügbar.

Der japanische Autobauer Toyota hat einen Kredit zur Finanzierung seines US-Geschäfts beantragt. Im Gespräch sollen 1,6 Milliarden Euro sein.

Foto: EPA

Tokio - Die Nachricht überrascht Japan: Ausgerechnet der Autobauer Toyota, das Unternehmen mit den höchsten Bargeldreserven des Landes, nimmt als eines der ersten Unternehmen staatliche Hilfe in Anspruch. Toyotas Finanzierungsgesellschaft erklärte, bei der Japan Bank for International Cooperation (JBIC) einen Kredit zur Finanzierung seines US-Geschäfts zu beantragen. Im Gespräch sind nach Medienberichten 200 Milliarden Yen (1,6 Mrd. Euro).

Der Hilfsantrag von Japans Vorzeigeunternehmen bricht den gesellschaftlichen Bann, der bislang Firmen vor dem Bittgang zum Staat hat zurückschrecken lassen. Andere Unternehmen werden folgen, erwarten Experten. Finanz- und Wirtschaftsminister Kaoru Yosano kündete daher gestern an, der JBIC als "befristete, außergewöhnliche Maßnahme" weitere fünf Mrd. Dollar aus Japans 1000 Mrd. Dollar großen Devisenreserven zur Verfügung zu stellen.

Kreditaufstockung

Toyotas Antrag und die Aufstockung des Kreditrahmens der JBIC spiegeln die globale Kreditkrise wieder. Selbst reiche Konzerne wie Toyota oder die staatlich gestützte JBIC haben Probleme, im Ausland Geld aufzunehmen. Denn die weltweit ächzen die Banken unter enormen Verlusten und sind in einigen Fällen nur durch Nationalisierung vor dem Zusammenbruch zu retten.

Um Japans Firmen im Ausland aus Kreditengpässen zu retten, hat Japans Regierung den Auftrag der JBIC bereits im Januar erweitert. Seither gewährt die Bank nicht mehr nur für die Finanzierung von Geschäften in Entwicklungsländern, sondern auch in Industrieländern Kredite.

Toyota, im letzten Jahr noch der profitabelste automobile Großserienhersteller der Welt, qualifiziert sich derzeit ohne Probleme für das Hilfsprogramm. Zwar standen zuletzt flüssige Mittel von rund 54 Mrd. Dollar in der Bilanz. Aber nur ein Jahr nachdem das Unternehmen den höchsten Betriebsgewinn eines japanischen Industrieunternehmens eingestrichen hat, wird der Konzern im Ende März auslaufenden Bilanzjahr mit voraussichtlich 450 Mrd. Yen den höchsten Betriebsverlust der Japan AG verbuchen müssen. Dies wäre ein Absturz um 22 Mrd. Euro.

Ähnliches erleben auch Nissan und Honda. Denn im Gegensatz zu ihren ausländischen Rivalen muss Japans Autobranche nicht nur den beispiellosen Einbruch der Autonachfrage verkraften, sondern gleichzeitig enorme Wechselkursverluste. Durch den mehr als 30-prozentigen Kursgewinn des Yen gegenüber dem Dollar und dem Euro schwinden die Gewinnspannen bei Autoexporten sowie die im Ausland erzielten Erträge bei der Umrechnung in Yen.

Um die Not zu lindern, greift sogar Toyota nach jedem Strohhalm, den die Staaten der Autoindustrie derzeit hinhalten. Toyota Europa erklärte bereits am Montag, bei der Europäischen Investmentbank niedrig verzinste Kredite zu beantragen. Mit denen soll die Entwicklung sauberer Motoren finanziert werden.

Ausnahme Panasonic

Eine Ausnahme stellt in Japan derzeit der Elektronikhersteller Panasonic dar. Der will den Kauf seines Rivalen Sanyo weiterhin über den Finanzmarkt finanzieren. Dafür bereitet Panasonic die größte Firmenanleihe eines japanischen Industrieunternehmens vor. Medienberichten zufolge soll sie sich auf 400 Mrd. Yen belaufen. (Martin Koelling aus Tokio, DER STANDARD, Printausgabe, 4.3.2009)