Grafik: DER STANDARD

Wenn es nach den Prognosen der Marktforscher geht, werden die fetten Limos und SUVs aus den Garagen der Einfamilienhäuser aus- und frische, fröhliche KompaktVans einziehen. Die Bürger feiern achselzuckend eine neue Einfachheit und preisen das Verhältnis von geringen Außenmaßen, enormen Innenräumen, kluger Flexibilität des Interieurs und Kosten. Das heißt, dass wir uns auf eine Invasion der Schachtelautos gefasst machen müssen und deren Ästhetik zum Dernier Cri der frühen Jahre des dritten Jahrtausends ausrufen.

Der C3 Picasso parkt sich zentimetergenau in dieser Bedürfnislücke ein. Auf knapp über vier Meter Länge errichtet er einen hohen, luftigen Passagierraum mit viel Platz auf allen Sitzen. Der kann durch die geteilt verschieb- und klappbare Rückbank auf die Wechselspiele des Lebens reagieren, bietet mithin die Raumfülle, die sonst nur viel größeren Autos alter Bauart innewohnt. Und weil der C3 Picasso insgesamt nicht den gängigen Mustern folgt, dürfen auch die Anzeigen weit vorne zentral und breit aufgefächert am Armaturenträger aufsitzen und darf die Windschutzscheibe sich um die Ecken des Quaders biegen. Mit dem Vorteil, dass der Blick weitwinklig auf die Landschaft fällt und Helligkeit den Innenraum überflutet. Wer dazu noch das Glasdach bezahlt, wird überhaupt im Licht baden.

Steil, der neue C3 Picasso.
Foto: Werk

Klar, dass die Ausrichtung auf hohe Alltagstauglichkeit für eine mehrköpfige Familie zielt und die "Einer für alles"-Mentalität eines nicht berücksichtigt: Sportlichkeit. Wohl reduziert das grundsolide Fahrwerk die Seitenneigung alles Hohen in Kurven auf vertretbares Maß und treiben die Motoren die Fuhre tüchtig an, doch wird Gelassenheit den Weg durch die Krisenzeiten prägen. Besänftigt durch die weich gestimmte Federung bieten sich durchaus die jeweils kleineren (und wirtschaftlichen) PS-Gradationen an, das sind beim Diesel 90, beim Benziner 95 PS.

Was man dabei spart, könnte in die höhere Ausstattung "Comfort" fließen, womit auch ESP, ein Tempomat, MP3-Radio, Nebelscheinwerfer und mehr Airbags an Bord kommen. Großzügig verteilte Dämmmaterialien und dickwandiges Glas sorgen für ein ruhiges Fortkommen, dem die gewitzten Philosophen unter den Autofahrern ein durchaus beachtetes Ankommen ans Ende stellen.

Innen größer als außen, so scheint es zumindest: Mit viel Schlauheit im Konzept und sympathischem Design wirbt der kompakte C3 Picasso für sich.
Foto: Werk

Unkonventionell im Auftritt, sympathisch durch die scheinbare Gleichgültigkeit gegenüber nach außen gekehrtem Stolz, wird sich der C3 Picasso einen Platz in den Herzen derer sichern, denen Funktionalität vor Prunk geht. Das Auto als kluges Fortbewegungsmittel. Dass aus der Idee des hohen Quaders kein hässliches Entchen wurde, dafür sorgen hübsche Details wie die in die Heckscheibe integrierten Rückleuchten, die schmalen Stege in der Windschutzscheibe und die großen Räder, die dem Monolithen die Wucht nehmen. Und noch eins: Die Qualitäts- und Verarbeitungsmängel früherer Tage scheinen bei Citroën seit dem C5 besiegt – auch den C3 Picasso ziert der Glanz porentiefer Sorgfalt. (Andreas Hochstöger/DER STANDARD/Automobil/27.2.2009)