"Wir müssen die Ergebnisse noch analysieren." Dieser Stehsatz ist aus der SPÖ-Zentrale in Kärnten seit mehr als 20 Jahren zu hören. Immer dann, wenn nach Wahlen das Bundesland ein Stückchen mehr Haiderblau oder eben jetzt orange wurde. Die Roten waren bisher nicht in der Lage - oder nicht bereit - die Mechanismen des Rechtspopulismus zu begreifen oder gar eine politische Antwort dagegen zu finden.

Das ist bemerkenswert. Denn sie hätten nur genauer hinschauen müssen, um zu erkennen, was da vor ihren Augen abläuft. Jörg Haider und nach ihm Gerhard Dörfler machten das, was die Urväter und -mütter der Roten auch taten: Sie hielten Kontakt zur Basis, sie machten die "Bewegung" durchlässig. Die Sympathisanten fühlen sich mit ihren Ängsten und Aggressionen ernst genommen. Die BZÖ-Führung tritt natürlich nicht als Korrektiv der dumpfen Ängste und Hassgefühle vor und gegen Minderheiten oder Ausländer auf, sondern als ihr Verstärker und Übertreiber. Sie bedienen diese Vorurteile mit hemmungsloser Ressentiment- und Machtpolitik.

Diese brandgefährliche Politrezeptur muss den SPÖ-Eliten seit mehr als 20 Jahren bekannt sein. Was hat die roten Oberhäupter daran gehindert, von ihren Schreibtischsesseln aufzustehen, zur Basis hinabzusteigen und einen cordon sanitaire gegen diese Verrohung und Verdummung des politischen Klimas einzuziehen? Vielleicht, weil das eigene nationale Erbe sie daran gehindert hat, weil viele von ihnen selbst rechts ticken? Jetzt ist es zu spät. Die SPÖ hat Kärnten für lange Zeit verloren. (Walter Müller/DER STANDARD, Printausgabe, 3.3.2009)