Das Abschließen der meist dreijährigen Lehre wird zur Zitterpartie.

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Wien - Trotz der versprochenen Ausbildungsgarantie für Jugendliche explodiert die Arbeitslosigkeit für Menschen bis 25 Jahre förmlich. Bei dieser Bevölkerungsgruppe kam es im Februar im Vergleich zum Vergleichszeitraum 2008 zu einem Plus von 35,9 Prozent auf 47.428 Jobsuchende. Insgesamt stieg die Arbeitslosigkeit um 57.842 Personen oder 23,7 Prozent auf insgesamt 301.695 Betroffene an, so das Arbeitsmarktservice. Dazu kommen 57.983 Personen, die in Schulung sind.

Wenn bei Jugendlichen nicht gegengesteuert wird, sei im September mit einer weiteren Welle von Freilassungen zu rechnen, führt Jürgen Michlmayer, Jugendvertrauensrat der Voest und Vorsitzender der Gewerkschaftsjugend, aus. Denn im September sei das erste Mal die relativ neue Regelung möglich, nach der Lehrlinge nach Beendigung des 1. oder 2. Lehrjahres entlassen werden können.

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Wien - Unter den alarmierend gestiegenen Arbeitslosenzahlen im Februar sticht besonders die explosionsartig angestiegene Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen bis 25 Jahren hervor. "Natürlich entlassen Firmen zuerst junge Facharbeiter und nicht die erfahrenen, die schon zwanzig Jahre im Betrieb sind und womöglich Familie haben" , sagt dazu Jürgen Michlmayr resignierend. Michlmayr (22) ist Jugendvertrauensrat in der Voest und Vorsitzender der Gewerkschaftsjugend (ÖGJ). Er fordert, dass die Ausbildungsgarantie, wie sie in der Phase der Hochkonjunktur versprochen wurde, jetzt schnellstmöglich umgesetzt wird. Am besten zusammen mit einer Wiedereinführung des Kündigungsverbotes für Lehrlinge.

Laut den Arbeitsmarktdaten für den Februar stieg die Arbeitslosenrate um fast 36 Prozent auf 47.428 Jugendliche unter 25 Jahren (siehe Grafik). Dieser enorme Anstieg sei auch darauf zurückzuführen, dass besonders viele unter 25-Jährige in Leiharbeitsverhältnissen tätig sind und diese Beschäftigungen als Erste abgebaut werden. "Und jeder Einstellungsstopp geht besonders zulasten von jungen Arbeitnehmern", sagt der Chef des Arbeitsmarktservice AMS, Johannes Kopf.

Michlmayr befürchtet im September eine weitere Welle von jugendlichen Arbeitslosen. Seit dem letzten Paket gegen Jugendarbeitslosigkeit können Lehrverhältnisse nach dem ersten und dem zweiten Lehrjahr beendet werden. Mit dieser Aufweichung des Kündigungsschutzes für Lehrlinge sollte die Arbeitgeberseite dazu animiert werden, wieder mehr Lehrlinge zu auszubilden.
Auch Kopf sieht die Priorität, die Jugendarbeitslosigkeit hat.

Die sogenannte überbetriebliche Ausbildung - es ist dies die Möglichkeit, eine Lehre zu absolvieren, ohne einen betrieblichen Lehrherrn zu haben - werde mit Mitteln des jetzt beschlossenen Budgets im Herbst aufgestockt, und zwar von derzeit 10.000 Plätze auf 12.500. Ob diese Ausweitung genügen wird, können die Experten derzeit nicht sagen; allerdings gebe es noch eine Reihe anderer Fortbildungswege in der Zielgruppe.

Mangelnde Verankerung

Überhaupt müsste die Krise nach Kräften für Aus-, Fort- und Weiterbildung genutzt werden. Gering qualifizierte Personen, das zeigt sich in der Wirtschaftskrise besonders, sind die ersten Opfer eines Arbeitsplatzabbaues; sie in den Arbeitsmarkt wieder zu integrieren am schwierigsten. Allerdings zeige eine Analyse der Arbeitsmarktdaten, dass die derzeitige Wirtschaftskrise "alle jungen Menschen besonders trifft, nicht nur Lehrlinge", sagt Wifo-Expertin Hedwig Lutz.

Der Grund: Die jungen Menschen sind im Arbeitsmarkt noch nicht so verankert. Es treffe derzeit auch Schulabgänger, etwa von berufsbil-denden höheren Schulen so-wie Absolventen von Fachlehrgängen und -hochschulen. Angesichts der Breite des Problems sei es wichtig, dass das Vertrauen in einen Ausbildungsweg erhalten bleibe, meint sie. Schon lange sei vonseiten der Lehrherren aus Gewerbe und Industrie zu bemerken, dass vor einer Lehrausbildung häufig Abstand genommen wird. "Wenn nicht gegengesteuert wird, ziehen sich noch mehr Firmen spätestens im September aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten aus der Lehrlingsausbildung zurück" , befürchtet Michlmayr dementsprechend. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 03.03.2009)