Im konservativen Salzburg sei es alles andere als selbstverständlich, wenn Sozialdemokraten bei Wahlen die ÖVP überholen. Gabi Burgstaller hat im Vorfeld des Urnengangs vom Sonntag versucht, sich die Latte von den Medien, aber auch von ihren eigenen Genossen nicht zu hoch hängen zu lassen.

Diese Vorsicht entspricht dem politischen Naturell der 45-Jährigen. Sie nutzte den überraschend deutlichen Wahlsieg 2004 nicht etwa für tiefgreifende Veränderungen, sondern begann das Land nur langsam sozialdemokratisch umzubauen. So langsam, dass oft selbst in die Strategie eingeweihte Parteifreunde wenig Veränderungen bemerkten. Der Unmut manches Parteifunktionärs über fehlendes Profil und über Burgstallers Art, alle - egal ob Industrielle, Bauernvertreter oder Gewerkschafter - gleichermaßen politisch zu umarmen, erreichte nie eine relevante Größe. Wie soll man auch gegen eine Landeshauptfrau argumentieren, die mit enorm hohen Beliebtheitswerten aufwarten kann, mit der offenbar das ganze Land "per Du" ist und die viele einfach "Servus Gabi" grüßen?

Ihre Kommunikationsbegabung gilt als die eigentliche Stärke der immer noch unverbraucht Wirkenden, obwohl sie bereits seit 15 Jahren Berufspolitikerin ist. Der Erfolg der in Oberösterreich geborenen Bauerntochter beruht freilich auf mehr als nur auf der Gabe, mit allen irgendwie reden zu können. Die ehemalige Arbeiterkammerjuristin ist eine Vielarbeiterin, die sich auch inhaltlich in Themen verbeißen kann.

Das bekommen auch ihre Mitarbeiter zu spüren. Manch einer hat schon beklagt, dass "die Chefin" keinen Schlaf brauche. SP-intern legendär sind aber auch Geschichten über Burgstallers Anrufe bei Parteisekretären zu unmöglichen Zeiten, nur weil sie irgendwo ein umgekipptes Plakat gesehen habe.

Und obwohl die erste Frau an der Spitze einer SPÖ-Landesorganisation - seit 2001 - als ungemein ehrgeizig gilt, scheint sie ihre bundespolitischen Ambitionen vorerst auf Eis gelegt zu haben. Die Konflikte mit der Bundespartei in der Zeit von Alfred Gusenbauer sind daheim nicht gut angekommen. Folgerichtig hat die Landeshauptfrau den stellvertretenden SP-Bundesvorsitz hingeschmissen und hält sich bei Bundesthemen zurück.

Dies mag freilich auch aus einer zeitökonomischen Notwendigkeit resultieren. Sie repräsentiert inzwischen fast allein die Salzburger SPÖ. Und etwas Privatleben sollte sich für die seit 2003 mit Landesrettungskommandant Anton Holzer Verheiratete doch auch noch ausgehen. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Printausgabe, 2.3.2009)