Wien - Der deutsche Klimaforscher Hans von Storch warnt davor, in der Klimafrage nur auf eine Reduktion der Treibhausgase und ein Einbremsen der Erderwärmung zu setzen. Vielmehr sei es notwendig, Strategien zu entwickeln, wie sich einzelne Regionen an eine mögliche Erwärmung anpassen können, sagte der Leiter des Instituts für Küstenforschung am GKSS-Forschungzentrum in Geesthacht bei einer Pressekonferenz in Wien. Man müsse unterscheiden zwischen politischen Abkommen und Absichtserklärungen wie etwa dem Kyoto-Protokoll und dem, was auch bei Erreichen dieser Ziele noch an klimatologischen Entwicklungen zu erwarten sei.

Das Kyoto-Klimaabkommen sei zwar "politisch sehr wirksam", aber die Reduktionsziele seien dennoch nicht ausreichend, meint von Storch: "Wir müssen uns fragen, wie geht man mit dem Rest um?" Er plädiert dafür, "ausgiebige Anpassungsforschung" zu betreiben. "Es ist dringend geboten, dass man sich darüber Gedanken macht."

"Mikroklimatisches Management" für Städte

Auch andere Überlegungen über lokale Ausgleichsmaßnahmen sollten angestellt werden, befindet von Storch. Wenn man etwa davon ausgehe, dass sich die Temperatur durch den Klimawandel um zwei Grad ändere, könne man beispielsweise in Städten eine Art "mikroklimatisches Management" betreiben, um die Temperatur zu senken. Das könnte möglicherweise über mehr Grünflächen geschehen. Dieser Bereich müsse dringend erforscht werden, meinte der Forscher.

Von Storch räumt grundsätzlich ein, dass die Klimamodelle ihre Grenzen haben. Sie würden "mögliche Zukünfte beschreiben", aber könnten nicht regionale Prognosen erstellen. Dass sich in jüngster Zeit immer mehr Forscher mit neuen Erkenntnissen zu Wort melden, wonach die Szenarien aus dem vergangenen Klimabericht des UN-Klimarates IPCC noch immer zu optimistisch seien, beurteilt er vorsichtig. Nicht immer seien die neuesten Erkenntnisse die besten, so von Storch. Er plädiert dafür, die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Jahre hinweg zu beobachten und etwa auf den kommenden IPCC-Bericht zu warten. (APA)