Stockholm - Die Wirtschaftskrise hat die nordischen Länder zum Jahresende 2008 mit voller Wucht getroffen. In Dänemark und Schweden schrumpfte die Wirtschaftsleistung nach Daten vom Freitag so stark wie nie zuvor, und auch Finnland folgte seinen beiden westlichen Nachbarn in die Rezession. Wegbrechende Exporte machten den Ländern zu schaffen. Norwegen ist damit das einzige Land Skandinaviens, in dem das Bruttoinlandsprodukt noch nicht seit mindestens zwei Quartalen zurückgeht, doch es wird weithin erwartet, dass auch hier die Krise weiter um sich greift.

Wegen des rückläufigen Außenhandels sank das Bruttoinlandsprodukt in Schweden verglichen mit dem Sommerquartal um 2,4 Prozent, auf Jahressicht lag das Minus sogar bei 4,9 Prozent, wie das schwedische Statistikamt mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Datenerhebung 1993. Besonders hart beutelte es zuletzt die schwedische Industrie mit den Autoherstellern Saab und Volvo sowie dem weltweit zweitgrößten Lastwagenkonzern Volvo. Tausende Jobs gingen dort verloren.

Keine Erholung in Sicht

Die dänische Wirtschaft, die nicht so stark vom Exportgeschäft abhängig ist, schrumpfte verglichen mit dem Vorjahr um 3,9 Prozent und damit doppelt so stark wie von Analysten erwartet. Für das Gesamtjahr bedeutet das ein Minus von 1,3 Prozent - das ist so stark wie seit 1955 nicht mehr und das erste Mal seit 1993, dass Dänemarks Wirtschaftsleistung in einem gesamten Jahr zurückging.

Eine Erholung ist vorerst nicht in Sicht, Analysten erwarten für 2009 ein Minus von bis zu drei Prozent. "Wir haben seit dem Zweiten Weltkrieg keine zwei Jahre in Folge mit derart hohen Schrumpfungsraten erlebt", sagte Steen Bocian von der Danske Bank. "So, wie es jetzt aussieht, kann man auch für 2010 einen Rückgang bei der Wirtschaftsleistung nicht ausschließen, damit wäre die Krise länger und tiefer als nach den Ölpreisschocks in den 70ern."

Gegensteuern

Die Regierung in Kopenhagen müsse angesichts der Krise gegensteuern, forderten Experten. "Es wurde nötig, in diesem Jahr öffentliche Investitionen voranzubringen und die Steuern zu senken", sagte Nordea-Chefvolkswirt Helge Pedersen.

In Finnland gab die Wirtschaftsleistung zum Jahresende mit 1,3 Prozent so stark nach wie seit 16 Jahren nicht mehr, zugleich revidierten die Statistiker die Daten für das dritte Quartal nach unten. Verglichen mit dem Schlussquartal 2007 lag das Minus sogar bei 2,4 Prozent. Die Ausfuhren brachen um 14,2 Prozent verglichen mit dem Vorjahr ein. "Die Zahlen sind genau so erschreckend und abscheulich wie es die Indikatoren angedeutet haben", sagte der Chefvolkswirt der Bank OP-Pohjola, Anssi Rantala. Das laufende Jahr dürfte schwierig werden.

Nordea-Volkswirt Reijo Heiskanen machte dennoch einen Lichtschimmer aus: Der Konsum könnte über das Schlimmste hinweg sein, darauf deuteten die zuletzt besseren Einzelhandelsdaten und die bessere Stimmung bei den Verbrauchern hin. (APA)