Belgrader Medien bringen am Freitag auf Titelseiten ihre Berichte über das Urteil des UNO-Tribunals für Kriegsverbrechen im einstigen Jugoslawien, mit welchem fünf einstige Staatsfunktionäre und Militärs am Donnerstag zu insgesamt 96 Jahren Haft verurteilt wurden. "Hag: Es gab einen Plan zur Vertreibung der Albaner", titelte die regierungsnahe Tageszeitung "Politika".

"Milutinovic freigesprochen, für die Restlichen 96 Jahre Haft", so "Danas". "Ein Jahrhundert Haft für die ehemalige Spitze", titelte das Boulevardblatt "Vecernje novosti" seinen ausführlichen Bericht.

"Drastische Strafe für Generäle, Milutinovic freigesprochen" heißt es auf der Titelseite der Tageszeitung "Blic"

Höchste Regierungspolitiker zeigten sich nach dem Urteilsspruch eher zurückhaltend. Premier Mirko Cvetkovic (Bild) bezeichnete die Haftstrafen allerdings als "ziemlich unangemessen" im Vergleich mit dem vorjährigen Freispruch für den früheren kosovarischen Premier und ehemaligen Kommandanten der extremistischen albanischen "Befreiungsarmee des Kosovo" (UCK), Ramush Haradinaj.

Der Leiter der Regierungsstelle für Zusammenarbeit mit dem Haager Gericht, Rasim Ljajic, meinte zur serbischen Nachrichtenagentur Beta, dass das Urteil erneut einen Anstieg der Haag-feindlichen-Stimmung in Serbien bewirken könnte. Auch er zog in diesem Zusammenhang Parallelen zum Urteil im Fall Haradinaj, der sich vor dem Haager Gericht der Kriegsverbrechen an kosovarischen Serben im Jahr 1998 zu verteidigen hatte.

Die dezentrale Balkan-Nachrichtenseite Balkan Insight zitiert Reaktionen aus dem Kosovo und hat vor allem mit Betroffenen der Verbrechen gegen Kosovo-Albaner gesprochen. Die zeigen sich entsetzt über den Freispruch. "Den zweiten Architekten der Verbrechen freizusprechen, ist absurd", meint einer.