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Lawinengefahr in mehreren Bundesländern: Experten raten deshalb derzeit vom Tourengehen ab.

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Nach Tagen der Entspannung hat sich am Freitag die Situation wegen des neuerlichen Schneefalls in der Obersteiermark wieder zugespitzt: Am Vormittag waren Dutzende Haushalte im Raum Wildalpen (Bezirk Liezen) nicht auf dem Straßenwege erreichbar. Im Bereich Kleinsölk ging eine Lawine auf die L726 ab und schnitt rund 200 Menschen von der Außenwelt ab. Die B24 Hochschwabstraße war nach wie vor nicht befahrbar, wobei die Sperre von Weichselboden an bis inklusive Wildalpen ausgeweitet werden musste. Damit waren rund 65 Haushalte in den Ortschaften Wildalpen, Gschöder und Hinterwildalpen am Freitag nicht erreichbar. Einige bereits wieder freigegebene Straßen mussten abermals wegen drohender Lawinen gesperrt werden, so Josef Reinprecht von der Landeswarnzentrale für Steiermark.

Nach dem Rundruf der Landeswarnzentrale in den steirischen Bezirken, ob am Wochenende Hubschrauber-Einsätze benötigt werden, stehen zwei Helikopter des Heeres in Bereitschaft, so Reinprecht. Ein Lawinenerkundungsflug soll am Samstag im Bereich Wildalpen durchgeführt werden. Am Freitag war das Wetter für den Einsatz in der Luft zu schlecht, denn in der Obersteiermark schneite es zum Teil heftig. Derzeit seien keine Versorgungsflüge angedacht.

Tirol: Große Lawinengefahr

Nach den Schneefällen haben die Experten des Tiroler Lawinenwarndienstes auf große Lawinengefahr am Wochenende hingewiesen. Auf der fünfteiligen Skala wird der Wert 4 erreicht. Vor allem in regenbeeinflussten Gebieten im Nordosten Nordtirols steigt die Gefahr bereits am Freitag kurzfristig auf "groß" an.

Diese Lawinengefahr betraf tiefe Lagen im Nordosten des Landes, insbesondere in den östlichen Nordalpen, Teile der Kitzbüheler, Tuxer und Zillertaler Alpen. Dort könnten Lawinen von selbst abgehen und exponierte Verkehrswege gefährden. In den übrigen Regionen Nordtirols herrschte allgemein erhebliche Lawinengefahr. Gefahrenstellen fanden sich unterhalb etwa 2.300 Meter in Steilhängen aller Hangrichtungen, unterhalb etwa 2.600 Meter vermehrt in sehr steilen Südhängen.

Beim Abgang einer Lawine bei St. Sigmund im Sellraintal im Tiroler Bezirk Innsbruck-Land ist am Freitag ein deutscher Tourengeher verletzt worden. Nach ersten Informationen war der Familienvater, der mit seinen zwei erwachsenen Kindern unterwegs war, in der Nähe der 2.310 Meter hoch gelegenen Pforzheimer Hütte unter die Schneemassen geraten. Alle drei Urlauber hätten sich selber aus den Schneemassen befreien können. In dem Gebiet herrschte am Freitag Warnstufe 3 auf der fünfteiligen Skala.

Salzburg: Vorsicht beim Tourengehen

Auch in den meisten Teilen Salzburgs ist die Lawinengefahr am Freitag durch die Schneemengen und durch die umfangreichen Einwehungen - den Tauern und Nordalpen - groß (Stufe 4), in den Lungauer Nockbergen erheblich (3). Selbstauslösungen von mittleren bis großen Lawinen sind möglich, teilte die Lawinenwarnzentrale der Landesregierung mit.

Die Tourenmöglichkeiten sind stark eingeschränkt, Skitouren erfordern große Erfahrung in der Beurteilung der lokalen Situation, auch im lichten Wald sind Schneebrettlawinen auslösbar. Von den Hohen Tauern bis zu den Salzkammergutbergen sind 20 bis 30 Zentimeter Neuschnee gefallen, direkt am Alpenhauptkamm teilweise sogar bis zu 50 Zentimeter. Nur wenige Zentimeter werden hingegen aus den Niederen Tauern und dem Lungau gemeldet. Bis Samstag in der Früh kommen im Bereich der Nordalpen 15 bis 30, in den Tauern bis zu 15 Zentimeter dazu, weniger schneit es in den Nockbergen.

Warnstufe 4 auch in Niederösterreich

In den Bergen in Niederösterreich ist die Lawinengefahr bereits wieder auf Stufe 4 angestiegen. Faktoren dafür seien Neuschnee und stürmischer Wind, berichtete der Warndienst Freitag früh. Seit Donnerstagnachmittag habe es bis zu diesem Zeitpunkt am Hochkar 30, im Bereich Ötscher 30 bis 40, in Annaberg 25 und auf der Rax zehn Zentimeter geschneit.

Die vergangenen Stunden haben im Most- und Industrieviertel respektive im Raum Gaming, Lilienfeld und Wiener Neustadt bis zu 20 Zentimeter Neuschnee gebracht. Im Waldviertel belief sich die Neuschneemenge etwa im Raum Scheibbs oder auch im Raum Gaming dagegen auf maximal fünf Zentimeter. Aus dem Weinviertel wurde kein Neuschnee gemeldet.

Als neuerlich groß wurde die Lawinengefahr in den Ybbstaler und Türnitzer Alpen sowie im Gebiet Göller/Gippel und Rax/Schneeberg eingestuft. Warnstufe 3 (erheblich) galt in den Gutensteiner Alpen. Laut Lawinenwarndienst müsse auch mit Selbstauslösungen von Schneebrettern gerechnet werden. Die Lawinengefahr bleibe groß, so der Warndienst.

Angespannte Situation in Oberösterreich

In Oberösterreich bleibt die Lawinensituation angespannt. Der Warndienst des Landes wies am Freitag auf eine steigende Tendenz hin und stufte die Gefahr groß (4) ein. Durch die starke Erwärmung am Samstag und Sonntag sei vor allem auf spontane Lawinen und auch auf die bestehende Schneebrettgefahr zu achten.

Neuschnee und Sturm hätten zu neuen labilen Verfrachtungen geführt, die mit der Altschneedecke schlecht binden und störanfällig seien, so der Lawinenwarndienst. Steilhänge aller Expositionen sowie verfüllte Mulden und Rinnen seien vor allem ab den mittleren Höhenlagen unbedingt zu beachten. Eine Auslösung von Schneebrettlawinen sei bereits bei geringer Zusatzbelastung möglich oder wahrscheinlich.

35 Zentimeter Neuschnee

Während der vergangenen 24 Stunden fiel am meisten Schnee in den südlichen Ötztaler und Stubaier Alpen sowie den westlichen Nordalpen mit bis zu 35 Zentimetern. Ansonsten waren es meist zwischen zehn bis 20 Zentimeter, im nördlichen Osttirol fünf Zentimeter. Starker Wind führte wieder zu neuen Verfrachtungen. Dieser Triebschnee lagerte häufig auf einem dünnen Schmelzharschdeckel, der sich in der Nacht auf Donnerstag in sonnenbeschienenen Hängen gebildet hatte.

Besonders gefährdet sind Tourengeher, wie sich am Freitag an einem Beispiel im Tiroler Sellraintal zeigte: Ein Deutscher und seine beiden erwachsenen Kinder wurden von einer Lawine verschüttet, der Familienvater erlitt Verletzungen. (APA/red)