Washington - Die Regierung von US-Präsident Barack Obama will laut einem Zeitungsbericht den einzigen in den USA festgehaltenen "feindliche Kämpfer", Ali al-Marri, vor ein normales Gericht bringen. Der mutmaßliche Al-Kaida-Aktivist werde voraussichtlich wegen "terroristischer Verschwörung" oder "materieller Unterstützung des Terrorismus" angeklagt, berichtete die "Washington Post" am Donnerstag. Sie beruft sich bei ihren Informationen auf mit dem Fall vertraute Kreise.

Die Entscheidung wäre ein weiterer deutlicher Bruch mit der Antiterror-Politik der Regierung von Obamas Vorgänger George W. Bush: Diese hatte Marri seit sieben Jahren ohne förmliche Anklage festgehalten und wollte ihn von einem der umstrittenen militärischen Sondertribunale in Guantanamo aburteilen lassen. Mit dem Fall Marris befasst sich derzeit auch der Oberste Gerichtshof.

Der Informatiker war am 10. September 2001, einen Tag vor den Terroranschlägen, aus dem Öl-Emirat Katar mit seiner Familie zum Aufbaustudium in die USA eingereist. Drei Monate später wurde er festgenommen und im Juni 2003 von Bush zum "feindlichen Kämpfer" erklärt; er erhielt damit denselben Status wie die 240 Guantanamo-Häftlinge. Obama hatte unmittelbar nach seinem Amtsantritt im Jänner die Verfahren vor den umstrittenen Guantanamo-Militärtribunalen ausgesetzt. Er lässt zurzeit prüfen, wie mit den Häftlingen weiter verfahren wird. Der Fall Marris könnte darauf hinweisen, dass den Gefangenen, die angeklagt werden sollen, vor Zivilgerichten der Prozess gemacht wird. (APA)