Berlin/Rüsselsheim - Um das eigene Überleben zu sichern, will sich der deutsche Autobauer Opel künftig von der schwer kriselnden Mutter General Motors unabhängiger machen und abkoppeln. "Das Opel-Geschäft soll in einer europäischen, zumindest teilselbstständigen Geschäftseinheit geführt werden" , an der sich auch Dritte beteiligen könnten. So skizzierte der Europa-Chef von General Motors (GM), Carl-Peter Forster, am Freitag jene Pläne, die der Opel-Aufsichtsrat in Rüsselsheim zuvor stundenlang beraten hatte.

"Sacheinlage" von GM erwartet

Die geplante Loslösung hat ihren Preis: Opel möchte in den kommenden eineinhalb bis zwei Jahren von der deutschen Bundesregierung 3,3 Milliarden Euro an Hilfen. Von der kranken Mutter GM erwartet man neben finanzieller Unterstützung in Höhe von drei Milliarden Euro auch eine "Sacheinlage": Die Amerikaner sollen die Rechte und Patente an den Fahrzeugentwicklungen zurückgeben, die vor allem im Forschungs- und Entwicklungszentrum Rüsselsheim erbracht worden sind. Dort arbeiten mehrere tausend Menschen.

Allerdings wird in Branchenkreisen bezweifelt, ob die Konzernmutter GM überhaupt in der Lage ist, Opel zu unterstützen, da sie ja am Tropf der US-Regierung hängt. Gänzlich von GM trennen will sich Opel aber nicht. Denn wenn Opel als selbständige europäische Gesellschaft Teil des GM-Konzerns bleibt, könne der Zugang von GM-Technologien erhalten bleiben. Eine Milliarde Euro will Opel in den kommenden Jahren selber einsparen - auch durch Gehaltsverzicht. Wie viele der rund 26.000 Mitarbeiter in Deutschland entlassen werden müssen, ist noch nicht klar, ebenso, ob in Deutschland eines der vier Werke geschlossen werden muss.

Regierung prüft Rettungsplan

Laut der Financial Times Deutschland (FTD) verhandelt Opel mit Daimler über einen Verkauf des kleinsten Opel-Werks im thüringischen Eisenach.

Den "Zukunftsplan" wird Opel nun der deutschen Bundesregierung vorlegen. Diese ist grundsätzlich nicht abgeneigt, dem Autobauer mit Bürgschaften unter die Arme zu greifen, wollte zunächst aber Vorschläge des Unternehmens sehen. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sieht eine Trennung von GM aber als schwierig an, weil Opel und GM bei ihren Technologien so eng verflochten seien. (bau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.2./1.3.2009)