Es ist nicht so, als hätte es Unterrichtsministerin Claudia Schmied nicht gewusst: "Mir ist bewusst, dass diese Maßnahme nicht auf ungeteilte Zustimmung stößt", schrieb sie in ihrer gestrigen Aussendung. Und sie sollte Recht behalten, die Lehrer-Vertreter drohen mit Streik. derStandard.at sprach mit zwei Lehrern über ihre Meinung, Aufgaben und Sorgen.

"Bin auch Sozialarbeiter"

Herbert Wieninger, Lehrer an der AHS Rahlgasse, würde einen Streik unterstützen: "Das ist jetzt dringender denn je". Er unterrichtet 21 Stunden in der Woche - arbeitet aber insgesamt 48. Er unterrichte Informatik, Physik und Mathematik und habe keine Zeit für zwei weitere Unterrichtsstunden pro Woche. "Ich bereite mich jedes Jahr wieder neu auf meinen Unterricht vor und ändere meine Lehrmethoden. Ich versuche jenen modernen Unterricht zu machen, den die Ministerin wünscht."

Auch das Argument, die Unterrichtsstunden der Lehrer würden nur dem EU-Schnitt angenähert, lässt er nicht gelten. "Als Physiklehrer bin ich auch für das Kustodiat zuständig, muss selber Versuche vorbereiten und Materialien einkaufen. In anderen Ländern werden dafür eigens Leute eingestellt." Er erfülle auch noch die Funktion eines Sozialarbeiters und müsse sich bei Problemen in der Klasse die Zeit nehmen, diese zu diskutieren. "Viel meiner Arbeitszeit wird in diesen Statistiken nicht eingerechnet."

"Leiste viel Erziehungsarbeit"

Edith Smejkal unterrichtet in der Kooperativen Mittelschule (KMS) im achten Bezirk. Sie findet, dass man die Schulsysteme europaweit nicht vergleichen könne. Das Lehrpersonal sei für viel mehr als nur den Unterricht zuständig. "Ich muss sehr viel mit auffälligen Schülern und deren Eltern reden, um Probleme zu beseitigen." In der Schule geschehe auch viel Erziehungsarbeit, weil es an dieser zuhause oft fehle. Außerdem müsse sie selbst Besorgungen für die Schüler erledigen, weil viele unfähig dazu seien. Dass auch die Lehrer während der Wirtschaftskrise Abstriche machen sollen, kann sie nicht nachvollziehen: "Es darf nicht bei der Ausbildung gespart werden, während für Banken und Konzerne scheinbar genügend Geld vorhanden ist." (ros, derStandard.at, 26.2.2009)