Zuversicht ist der Schlüssel - für ihn wie für das Land" - für das Time Magazine war das am Mittwoch Punkt Nummer 8 unter den "15 Dingen, die wir über Obama gelernt haben". Besser sind die 51 Minuten und 52 Sekunden, die der neue US-Präsident vor beiden Häusern des Kongresses gesprochen hat, nicht zusammenzufassen. Die Rede, die sich in eine Reihe brillanter Reden Barack Obamas einordnet, sollte genau das signalisieren: Selbstgewissheit und Zuversicht - oder wie es der Präsident selbst ausdrückte: "Wir werden uns erholen, wir werden Neues aufbauen, und wir werden stärker werden als je zuvor."

Einige Beobachter haben den etwas pathetischen Ton in Obamas Ausführungen ("den Tag der Abrechnung überleben") in der Exegese als Durchhalteparolen interpretiert. Und in der Tat ist der Grenzbereich zwischen Hoffen und Bangen in wirtschaftlich so schwierigen Zeiten wie diesen schmal. Aber die Rede war mindestens so ambitioniert, die Systemkrise, in der Amerika und die Welt stecken, exakt zu analysieren - und in konkreten Programmen zu beschreiben, wie denn dagegen vorzugehen sei. Einmal ganz abgesehen von der rhetorischen Brillanz - von welchem europäischen Staatenlenker hat man denn bisher ähnlich präzise Einlassungen gehört?

Mutige Schritte und große Ideen" kündigte Obama an, und einiges davon ist in dem Konjunkturpaket, das er dem Kongress abgetrotzt hat, schon enthalten. Eine neue Energiepolitik hat er als ein Zukunftsprojekt genannt, eine Reform des Gesundheitswesen und mehr Bildung für die Amerikaner. Dazu kommen eine ernst gemeinte Klimapolitik, deutlich mehr Regulierungen für das Finanzwesen und quasi nebenher die Rettung aller systemrelevanten Banken und Versicherungsunternehmen. Das sind relativ konkrete Gegenmaßnahmen gegen die Krise, wo anderswo noch Ratlosigkeit herrscht. Ob sie greifen, ist eine andere Frage. Dafür wird man etwas länger warten müssen als die gut 30 Tage, die der neue Präsident gebraucht hat, um die Dinge anzuschieben.

"Kapitän Sully ist hier, unglaublich!", twitterte ein republikanischer Abgeordneter anerkennend via Blackberry auf seinem Weblog, als er während der Rede jenen Piloten auf der Ehrentribüne sah, der einen Airbus vor einigen Wochen lehrbuchmäßig auf dem Hudson notwasserte. Er hätte auch ein SMS mit "Käpt'n Obama ist hier, unglaublich!" abschicken können, denn die politischen Situation ist die gleiche: Hier sitzt einer im Cockpit, der den Vogel nur mit viel Glück und Geschick landen kann. Auf ihn kommt es jetzt an, was immer an ihm auch herumzumäkeln ist.

Dementsprechend schwach fiel auch die republikanische Antwort auf die Rede aus. Gouverneur Bobby Jindal gab sich redlich Mühe, aber mehr als die üblichen republikanischen Verweise auf höhere Steuern und ein explodierendes Budgetdefizit - Obama vergaß seinerseits nicht, zu erwähnen, welche Zahlen er von seinem Vorgänger George W. Bush geerbt hatte - war nicht drin. Auch, weil der politische Zeitgeist gegen die Grand Old Party spricht: Die meisten Amerikaner wollen neuerdings eine starke Regierung in Washington, die ihnen hilft, ihre beträchtlichen Probleme zu lösen. In Umfragen gestehen 64 Prozent Barack Obama zu, einen guten Job zu machen, vor allem weil der ihnen nach Jahren der republikanischen Schönwetterrhetorik erklärt, was sie hören wollen (und nur nebenbei: müssen).

So gesehen hat Obama in seiner Rede an die Nation den Nerv getroffen. Zuversicht - siehe Punkt 8 oben - ist alles, was die Amerikaner derzeit an Ressourcen haben. Das ist, kritisch gesehen, nicht viel. Es könnte allerdings auch durchaus weniger sein. (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 26.2.2009)