Bratislava - In der Slowakei hat ein Bischof in den Präsidentschaftswahlkampf eingegriffen und sich gegen die Kandidatin der oppositionellen Mitte-Rechts-Parteien, Iveta Radicova, gestellt. "Für jeden Katholiken muss klar sein, dass er nicht für einen Kandidaten stimmen darf, der sich gegen die moralischen Gesetze der Kirche stellt", sagte Rudolf Balaz, Oberhaupt der Diözese Banska Bystrica, laut der Tageszeitung "Pravda" in einer Predigt. Der Bischof wies zugleich darauf hin, dass Radicova sich nicht klar gegen Schwangerschaftsabbruch gestellt habe. In der selben Predigt bezeichnete Bischof Balaz Homosexuelle als "Perverse".

Radicova hatte gesagt, dass die Kirche ihre eigenen Positionen vertrete, die BürgerInnen im 21. Jahrhundert jedoch selbst Verantwortung für ihre Entscheidungen tragen. Bischof Balaz entrüstete sich in seiner Predigt über die Äußerung der Präsidentschaftskandidatin, wonach die Moral eine Sache des gesellschaftlichen Konsensus' sei: "Kein Politiker darf sagen, dass Moral die Sache des Konsensus' ist. Das ist ein schrecklicher Satz und hat katastrophale Konsequenzen. Es ist traurig, dass sich für Ämter auch Menschen bewerben, welche die Zehn Gebote nicht verstehen."

Auch von Priestern Gegenwind

Radicova genießt die Unterstützung der oppositionellen Mitte-Rechts-Parteien, darunter die Christdemokratische Bewegung (KDH). Gegen die Unterstützung der Christdemokraten für Radicova hatte sich in der Vorwoche auch eine Gruppe katholischer Priester aus Bratislava in einem Offenen Brief an die KDH-Führung gewendet. Der Sprecher der Bischofskonferenz bezeichnete die Initiative der Priester als "ihre private Sache".

Keine Favoritinnenrolle bei Wahl

Die Präsidentenwahl in der Slowakei findet am 21. März statt, eine Stichwahl gegebenenfalls am 4. April. Amtsinhaber Ivan Gasparovic hat laut Meinungsumfragen große Chancen auf eine Wiederwahl. Er wird von der regierenden, linksgerichteten Partei Smer (Richtung) von Ministerpräsident Robert Fico und den mitregierenden Nationalisten (SNS) unterstützt. Die Umfragewerte von Gasparovic bewegen sich um die 50 Prozent, jene der früheren Sozialministerin Radicova um die 35 Prozent. (APA)