Aus der Luft betrachtet erinnert São Paulo mehr an eine nicht heilende Narbe in der Oberhaut des Planeten, die sich immer weiter ausdehnt. Am Boden ist die Hauptstadt des gleichnamigen brasilianischen Bundesstaaten eines der größten Ballungsräume ganz Lateinamerikas und ein pulsierendes urbanes Zentrum mit fast 20 Mio. Einwohnern, die aus allen Teilen der Welt hier her finden und São Paulo zu einem multikulturellen Meltingpot und zu einem Treffpunkt gelebter Globalisierung machen. Das macht São Paulo zur bevölkerungsreichsten Stadt der gesamten Südhalbkugel.

Foto: NASA

2008 besuchten über elf Millionen Gäste São Paulo. Das sind knapp drei Prozent mehr als im Jahr davor. Die Bettenauslastung nahm 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozentpunkte zu. São Paulo erfreut sich also zunehmender Beliebtheit unter Urlaubern, die vor allem aus den USA, Argentinien und Deutschland, aber auch aus anderen europäischen und südamerikanischen Ländern kommen, um das architektonische, kulturelle und kulinarische Angebot der Stadt kennen zu lernen. Wir stellen ein paar der Highlights von São Paulo vor.

Foto: Christian Knepper

Das Itália ist Building das höchste Gebäude der Stadt. Von hier aus hat man einen einmaligen Blick über das Stadtviertel Consolação. Links im Bild zu sehen ist das Copan-Gebäude des Architekten Oscar Niemeyer, der Turm rechts im Bild ist das Hilton Hotel.

Foto: Christian Knepper

Die Avenida Paulista des urugayanischen Ingenieurs Joaquim Eugenio de Lima verdient den Titel "Symbol der Stadt". An ihren Verlauf reihen sich die Büropaläste internationaler Firmen, aber auch Kultureinrichtungen wie die Galeria Estadual Casa de Rosas oder das Museu de Arte de São Paulo (Masp) liegen an der Avenida Paulista.

Foto: Christian Knepper

Das Museu de Arte de São Paulo (Masp) ist das wichtigste Kunstmuseum Brasiliens und beherbergt unter anderem Werke von Tintoretto, Bosch, Cézanne, Chagall, Manet, van Gogh, Bellini oder Matisse. Es wurde 1947 gegründet, 1968 wurde der Museumsneubau eröffnet. In den Medien war das Haus zuletzt 2007, als zwei Gemälde von Picasso und Portinari im Gesamtwert von rund 70 Millionen Euro gestohlen wurden. Inzwischen hängen die Bilder, wohlauf und unbeschadet, wieder an ihrem Platz. An jedem Sonntag gibt es im Museum einen Antiquitätenmarkt.

Foto: wikipedia.org/Jurema Oliveira

Inmitten der Hochhäuser São Paulos steht die "Catedral da Sé". Das neugotische Gebäude ist mit 111 Metern Höhe, 46 Metern Länge, einer Kuppelhöhe von 65 Metern sowie einer Fassadenhöhe von 100 Metern die größte Kirche der Stadt. Im fünfschiffigen Inneren stößt man auf einige Besonderheiten, die von Besuchern oft übersehen werden. Denn obwohl die Architektur auf den ersten Blick europäisch anmutet, trägt die Kathedrale einige brasilianische Elemente, wie Altäre aus grün-gelben Steinen. An den Säulen entdeckt man Details aus der brasilianischen Tier-  und Pflanzenwelt.

Foto: Christian Knepper

Das Teatro Municipal wurde vom Architekten Ramos de Azevedo am "Morro do Cha'" - oder Tee Hügel - errichtet. Azevedo orientierte sich architektonisch an der Pariser Oper. Mit dem Bau eines der wichtigsten Theater Südamerikas wurde 1903 begonnen, acht Jahre später fand die Eröffnung mit einer Hamlet-Aufführung statt. Das Theater hat sowohl architektonische als auch historische Bedeutung. 1922 war es Austragungsort für die "Week of Modern Art", einem Kunst-Festival, welches die Kunst in Brasilien revolutionierte. Heute werden hier Stücke nationaler und internationaler Künstler aufgeführt. Zu Gast waren unter anderem Enrico Caruso und Maria Callas.

Foto: Christian Knepper

Vale do Anhangabaú ist eine der umtriebigsten Gegenden von São Paulo. Gegründet wurde der öffentliche Platz um 1877, als die Urbanisierung des Areals begann. Es gehört somit zu den ältesten Teilen der Stadt.

Foto: Christian Knepper

Seit der Gründung haben sich viele Veränderungen vollzogen, die letzte Anfang der 90er Jahre des 20. Jhd., als ein großer Platz mit Gärten, Brunnen und Skulpturen errichtet wurde. Hier befinden sich einige der wichtigsten Gebäude von São Paulo, etwa das höchste Hochhaus der Stadt, das Edificio Mirante do Vale oder der Viaduto do Chá, dem ersten Viaduktk, der in der Stadt gebaut wurde, und das Teatro Municipal.

Foto: Christian Knepper

Die "Estação Julio Prestes", errichtet vom brasilianischen Architekten Christiano Stockler das Neves, basiert auf dem Modell der großen nordamerikanischen Bahnhöfe und dem Stil der französischen Klassik im Stil Luis XVI. Der Bahnhof erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 25.000 Quadratmetern. Er wurde 1938 nach 12jähriger Bauzeit eröffnet. Das Gebäude beherbergt einen der schönsten und modernsten Konzertsäle der Welt - Den "Sala São Paulo".

Foto: Christian Knepper

Ursprünglich diente der Bahnhof als Station für den Transport von Kaffee aus dem Bundesstaat São Paulo in die Hauptstadt. Der ursprüngliche Name lautete Estação São Paulo und wurde erst in den 40er-Jahren auf die heutige Bezeichnung geändert. Kurz nach der Namensänderung wurde der Bahnhof aufgegeben, 1990 wurde er restauriert. Heute fahren hier die Züge der Línea B der CPTM (Companhia Paulista de Trens Metropolitanos).

Foto: wikipedia.org/Raphael Barros

Das "Museu do Ipiranga" (auch bekannt unter dem Namen Museu Paulista da Universidade de São Paulo) wurde  1884 im neoklassizistischen Renaissance-Stil erbaut. Es beherbergt eine große Zahl an Objekten, Möbeln und Kunstwerken von historischer Relevanz, vor allem solche, die eine Verbindung zu brasilianischen Unabhängigkeit haben. Das bedeutendste Werk ist ein Bild des Künstlers Pedro Américo aus dem Jahr 1888 mit dem Titel: Independência ou Morte.

Foto: Christian Knepper

Grün zeigt sich die Stadt vor allem in ihren Parkanlagen. Der "Parque do Ibirabuera" wurde gegen Ende der 1920er Jahre errichtet. Der damalige Bürgermeister, Pires del Rio, hatte die Vision eines Parks in europäischer Machart. Es wurden Eucalyptusbäume gepflanzt, um den Boden trocken zu legen, außerdem wurden Zierpflanzen und exotische Gewächse zwischen die Parkbäume gesetzt. So entstand eine eigenwillige Mischung aus Bäumen und Pflanzen, die bis heute bewundert werden kann.

Foto: Christian Knepper

Ein weiterer Park, der ganz in der Nähe des Museu de Arte de São Paulo liegt, ist der "Parque Trianon" oder "Parque Tenente Siqueira Campos". Er entstand um das Jahr 1890, angelegt von Joaquin Eugênio de Limo. Hier gibt es zahlreichen Naturwege mitten durch die Vegetation, Bäume und Sträuche aus der Region sowie ein Tourismuszentrum. Das MASP und der "Parque Trianon" sind die wichtigsten Kultureinrichtungen an der Avenida Paulista, am Sonntag findet hier der Markt für Kunsthandwerk und Kultur statt. Damit sind wir wieder auf der Avenida Paulista und am Ende dieser Bilderreise, die nur einen winzigen Ausschnitt dieser gigantischen Stadt zeigen kann. Wenn Sie bereits in São Paulo waren, dann schicken Sie uns Ihre Fotos an reisefoto@derStandard.at. die schönsten Bilder zeigen wir in einer Ansichtssache.(derStandard.at/25.2.2009)

Anreise:
Über Frankfurt mit TAP, Lufthansa, Paris Charles De Gaulle oder Madrid mit Iberia bzw. mit Swiss über Zürich.

Informationen:
Tourismus Brasilien 
Brasilianische Botschaft in Wien

Foto: Christian Knepper