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Pamela Burger hat sich auf die historischen Spuren von Trampeltier (eines davon im Bild) und Dromedar begeben.
Foto: APA/dpa/Frank Rumpenhorst

Kamele gehören zu den jüngeren Nutztieren des Menschen. Während etwa Ziege, Schaf und Schwein schon vor rund 10.500 Jahren domestiziert wurden, nimmt man für die Neuweltkamele, besser bekannt als Lamas, rund 6500 Jahre Nutziergeschichte an und für die Altweltkamele, Trampeltier und Dromedar, 5000 bzw. 3000 Jahre. Auch wissen wir von den meisten anderen Haustieren ganz gut, aus welchen Vorfahren sie sich wann und wo entwickelt haben, nicht aber im Falle der Kamele, ein Umstand, der sich mithilfe eines eben angelaufenen FWF-Projektes ändern soll.

Pamela Burger vom Institut für Populationsgenetik und Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien beschäftigt sich mit den Altweltkamelen oder Camelini, zu denen das zweihöckrige Trampeltier und das einhöckrige Dromedar gehören. Mithilfe genetischer Marker will sie die Abstammungs- und Domestikationsgeschichte der beiden Arten aufklären. Im Gegensatz zu früheren Vermutungen, wonach sich das Dromedar aus dem Trampeltier entwickelt haben soll, geht Burger aufgrund von Fossilien und ihren eigenen Vorarbeiten zu dem Projekt von zwei verschiedenen Abstammungslinien aus, die sich unabhängig voneinander entwickelt haben.

Die heute noch lebenden wilden Trampeltiere, die 1878 das erste Mal beschrieben wurden, wären demnach die direkten Vorfahren der Haustrampeltiere. Als direkten Vorfahren des Hausdromedars, das zuerst auf der Arabischen Halbinsel domestiziert wurde, nimmt Burger das schon in der Urzeit ausgestorbene Riesenkamel (Camelus thomasi) an. Die freilebenden Dromedare, die heute in Nord- und Ostafrika, Südwestasien und in einer kleinen Population sogar in Australien verbreitet sind, sind alle Abkömmlinge von Haustieren.

Genetische Unterschiede

Wie weitere Vorarbeiten Burgers ergeben haben, unterscheiden sich die wilden Trampeltiere von ihren domestizierten Verwandten nicht nur optisch (unter anderem durch kleinere und spitzere Höcker), sondern auch genetisch. Sie werden unter dem Namen Camelus ferus einer eigenen Art zugeordnet (im Unterschied zum Trampeltiernutztier Camelus bactrianus), einer Art, die im Aussterben begriffen ist: Geschätzte 1600 Tiere gibt es davon noch weltweit.

Doch diese Restpopulationen stagnieren oder sind im Rückgang begriffen: Kälber fallen Wölfen zum Opfer, hinzu kommen illegale Bejagung und Habitatsverlust. Auch der Kontakt mit Hauskamelen stellt eine Gefahr dar: einerseits durch die Übertragung von Krankheiten, andererseits durch das Einkreuzen von Erbgut.

Die Vorfahren unserer Haustiere stellen ein wichtiges Genreservoir dar: Wildformen enthalten Gene, die während des Domestikationsprozesses möglicherweise verlorengegangen sind und auf die im Bedarfsfall zurückgegriffen werden kann. Burgers Projekt soll dazu beitragen, das Überleben der wilden Kamele und das Genreservoir, das sie bieten, zu sichern. (Susanne Strnadl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25. Februar 2009)