Foto: Burgstaller

Vor Hundert Jahren das Prunkstück der Monarchie: die Vega-Payer-Weyprecht-Kaserne

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Neu und alt

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Objekt Sechs von außen...

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... Objekt Sechs von innen

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Aktionismus im Bundesheer

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Der Schutz der Nichtraucher ist dem Bundesheer ein Anliegen...

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...Energieeffizienz ist keines.

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In Penzing trennt ein Schranken Welten. Die zivile von der militärischen und, glaubt man einer Aussendung der Österreichischen Offiziersgesellschaft, die erste von der vierten. Auf der einen Seite die Breitenseer Straße, auf der anderen die Vega-Peyer-Weyprechts-Kaserne, die Grenze wird von einem Grundwehrdiener bewacht. Der verlässt sein kleines Ein-Quadratmeter-Hüttchen immer wieder, um am Schranken entlangzugehen und sich aufzuwärmen. Dahinter warten Hauptmann Franz Huber, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Kaserne, und Friedrich Tuma, Pressesprecher des Militärkommandos Wien. Beide in Zivil und beide überpünktlich. Sie führen durch die Kaserne.

Morsch und rostig

Der Zustand der Gebäude ist tatsächlich besorgniserregend. Trist sehen sie aus. Vom Außenverputz ist wenig übrig, Fenster sind eingeschlagen, die Türen je nach Material morsch oder rostig. Die Wände wirken auf seltsame Weise bunt: Unter dem übriggebliebenen, gelben Verputz sieht man weißen Mörtel und rote Backsteine. Auf den grauen Metalltüren kleben teilweise Nichtraucherzeichen, vor einem Gebäude steht eine Telefonzelle ohne Telefon. Davor parken Autos, die in Silber, Blau und Rot schimmern.

"Als die Kaserne 1903 gebaut wurde, war sie die modernste im gesamten Kaiserreich", erzählt Hauptmann Franz Huber. Eine Kavalleriestaffel sei hier untergebracht gewesen. Heute leisten hier 60 Rekruten ihren Grundwehrdienst: als Kraftfahrer, Logistiker, Köche oder Wachen. 4000 Soldaten absolvieren jährlich Kurse. Sie schlafen aber nicht in der Kaserne, sondern im Wohnheim gegenüber.

Lang ausständige Renovierungen

Die "VPW", wie die Kaserne militärisch kurz auch genannt wird, musste in den letzten Tagen als Sinnbild für das geringe Bundesheer-Budget herhalten. Die Österreichische Offiziersgesellschaft (ÖOG) drückte es in einer Aussendung drastisch aus: "Wie in Stalingrad" sehe es in der Kaserne aus, manche Objekte hätten "Sub-Dritte-Welt-Standard" und es würden "lebensbedrohliche Umstände" herrschen. Die Aussagen stammen unter anderem von Brigadier Jocham. Der ist einerseits Vizepräsident der Österreichischen Offiziersgesellschaft, andererseits auch Kasernenkommandant der VPW.

Tuma will sich zu Aussagen von Mitgliedern einer privaten Organisation, wie es die ÖOG sei, nicht äußern. "Natürlich würde man sich mehr Geld für die Renovierung wünschen", sagt er während er durch die Kaserne geht, "aber oberste Priorität hat die Renovierung der Räume, in denen sich die Soldaten aufhalten." Da tropfe nirgends Wasser von der Decke. Dass Ausbildungssäle und Sporthalle unbenutzbar sind, bestätigt er. "Aber da heißt es dann improvisieren."

Wasser im Magazin

Die Unterkünfte der Soldaten sehen wenig lebensbedrohlich aus: Neben einigen Stellen, an denen sich der Verputz löst, sind sie in einem guten Zustand. Die Grundwehrdiener selbst fürchten ebenfalls nicht um ihr Leben: "Bei uns ist alles in Ordnung", sagt ein Gefreiter, der in vier Tagen abrüstet. Einige Objekte würden aber schon sehr baufällig wirken, so wie Objekt sechs.

Objekt sechs - ein Magazin, in dem Ausrüstung untergebracht ist - sieht tatsächlich bedrohlich aus. Ein paar Mal sei bereits Wasser eingedrungen, erzählt ein Unteroffizier. Das erkennt man an manchen Stellen an der Decke. Ob es für Grundwehrdiener nicht gesundheitsschädlich sei, wenn sie sich länger hier aufhalten müssten, um etwa die Ausrüstung zu warten? "Das ist eine Frage, die man beantworten muss", sagt Huber. "Vieles wurde bereits renoviert. Aber die Kosten sind sehr hoch."

Bei der VPW ist das ein besonderes Problem: Sie steht unter strengem Denkmalschutz. Eine Renovierung müsste so erfolgen, dass der Ursprungszustand wieder hergestellt wird. Das ist nochmals um einiges teurer. Zwei Millionen Euro habe er zur Verfügung, 20 brauche er, so Brigadier Jocham im Gespräch mit derStandard.at. Resigniert habe man angesichts des niedrigen Bundesheer-Budgets noch nicht, sagt auch Tuma. "Wenn man mittels Gieskannenprinzip einfach jeder Kaserne ein bisschen geben würde, wäre wohl jeder glücklicher. Aber ich denke nicht, dass das sinnvoll ist."

"Nicht mit Stalingrad 1942 vergleichbar"

Ganz einig scheint man sich innerhalb des Heeres nicht zu sein, in welchem Licht man die Vega-Payer-Weyprecht-Kaserne erscheinen lassen soll. Die drastischen Aussagen werden beim Rundgang relativiert. Dass die Kaserne in einem schlechten Zustand ist, erkennt man bereits von draußen. Viele Gebäude wirken heruntergekommen und nicht benutzbar. Dass Vergleiche mit Stalingrad aber trotzdem falsch aufgenommen werden könnten, gibt auch Brigadier Jocham im Gespräch mit derStandard.at zu. "Natürlich ist das nicht mit Stalingrad 1942 vergleichbar. Aber mit heutigen Kasernen in Wolgograd (dem früheren Stalingrad, Anm.) kann meine trotzdem nicht mithalten." (Andreas Rossmeissl/ derStandard.at, 25.2.2009)