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Solange Gerhard Dörfler Kärntner Landeshauptmann bleibt, wird auch der verstorbene Vorgänger Jörg Haider posthum seinem Nachfolger über die Schultern schauen.

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Standard: Herr Landeshauptmann, haben Sie einen Witz auf Lager?

Dörfler: Einen Kreisverkehrswitz habe ich immer auf Lager.

Standard: Wollen Sie uns den erzählen?

Dörfler: Das würde jetzt aber wirklich zu lange dauern.

Standard: Ihre Lust am Witzeerzählen, insbesondere der „Negerwitz", hat Sie in arge Turbulenzen gebracht.

Dörfler: Das war doch nur ein massiver Versuch, einen Politiker, der acht Jahre lang gute Arbeit für das Land geleistet hat, schlechtzumachen. Roberto Blanco hat klargestellt, dass er sich überhaupt nicht betroffen gefühlt hat. Auch die Kärntner Bevölkerung sieht das so.

Standard: Ihre politischen Mitbewerber sehen das anders. Sie sprechen Ihnen das Format zum Landeshauptmann ab.

Dörfler: Die rudern ja schon heftig zurück. Der ÖVP-Obmann Josef Martinz hat vor kurzem in einer Livediskussion erklärt, dass Gerhard Dörfler auch nach der Wahl für ihn als Landeshauptmann wählbar bleibt. Auch SP-Chef Reinhart Rohr hat in derselben Diskussion das Gleiche gesagt.

Standard: Sie haben Ihre Mitbewerber als Dampfplauderer oder Hilflosenzuschuss-Bezieher heruntergemacht. Ist das eines Landeshauptmannes würdig?

Dörfler: Wenn der Grüne Rolf Holub von „aufhängen" spricht, ist das kein Problem, aber wenn der Gerhard Dörfler die Wahrheit sagt, dann herrscht überall Aufregung. Wenn der Herr Rohr Unterstützung vom Herrn Faymann aus Wien braucht, weil er sonst keine Ideen hat, dann braucht er als Hilfloser einen Zuschuss von außen. In der Wahlzeit wird eben mit kernigen Worten formuliert.

Standard: Wenn man in die Landesregierung kommt, hängen überall Haider-Fotos. Sollte man die Toten nicht ruhen lassen? Auch im Wahlkampf?

Dörfler: Wenn in einer Familie jemand stirbt, wird er ja auch nicht ausgelöscht. Das hätten Rot und Schwarz ja gern, dass die Spuren Jörg Haiders verschwinden. Solange ich Landeshauptmann bin, wird der Jörg immer einen Platz haben.

Standard: Es sind auch andere Landeshauptleute gestorben, etwa Leopold Wagner von der SPÖ. Von ihm sieht man nichts in der Regierung.

Dörfler: Weil die SPÖ ihn schon vergessen hat. Die sind ja reine Apparatschiks ohne Gefühl. Ich war ja Leichtathletiker und möchte Leopold Wagner gerne eine lange geplante Leichtathletik-Arena widmen. Das hätte sich der Poldi wirklich verdient. Die SPÖ hat das leider bisher verhindert. Die SPÖ hat weder Hans Sima noch Leopold Wagner je ein Denkmal gesetzt.

Standard: Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, Erster zu werden?

Dörfler: Hundert Prozent. Das zeigen Umfragen und die Stimmung in Kärnten. Es ist wie bei Jörg Haider: Je mehr sie auf ihn hingehaut haben, desto mehr hat sich die Bevölkerung mit ihm solidarisiert. Die Menschen wissen, dass ich ein Macher bin. Die anderen reden, der Gerhard Dörfler setzt um.

Standard: Mit wem will das BZÖ nach der Wahl regieren. Sie präferieren eine bürgerliche Koalition?

Dörfler: Es gibt zwei Varianten: eine bürgerliche Koalition mit der ÖVP, andererseits eine Koalition mit der SPÖ. Ich gehe davon aus, dass der Reinhart Rohr am 2. März nicht mehr SPÖ-Chef sein wird. Da würde mir die Zusammenarbeit mit einem der beiden roten Gerhards, dem Gerhard Mock aus Sankt Veit und dem Gerhard Seifried aus Wolfsberg, gefallen. Beide haben ihre Städte gemeinsam mit Jörg Haider erfolgreich weiterentwickelt. Mit beiden verbindet mich auch eine persönliche Freundschaft. Wir könnten miteinander eine konstruktive Politik ohne Parteigrenzen machen.

Standard: Sie wollen einen Keil in die SPÖ treiben?

Dörfler: Nein, das sind zwei Politiker, die nicht das Parteibuchdenken in den Vordergrund stellen, sondern die Managementaufgaben der Politik. Mock und Seifried haben keine Lust, nach der Pfeife des Villacher SPÖ-Schattenparteiobmanns Helmut Manzenreiter zu tanzen. Es werden mich außerdem definitiv drei SPÖ-Bürgermeister wählen, das sind aber nicht die zwei erwähnten. Auch ein ÖVP-Bürgermeister ist darunter.

Standard: Wer soll das sein?

Dörfler: Das fällt unter das Wahlgeheimnis. Sie haben aber versprochen, mir ihren Stimmzettel als Beweis per Handy zu fotografieren.

Standard: Wenn die SPÖ Erste wird? Treten Sie dann zurück?

Dörfler: Wenn wir nicht Nummer eins sind, dann ist der Gerhard Dörfler Geschichte.

Standard: Eine Zusammenarbeit mit der FPÖ wäre möglich?

Dörfler: Das geht sich ja rechnerisch nicht aus.

Standard: Wäre eine Wiedervereinigung des freiheitlichen Lagers denkbar? Das deutete vor seinem Tod ja auch Jörg Haider an.

Dörfler: Das werde ich nicht kommentieren. Es gibt eine klare Rollenteilung. Ich werbe um das Vertrauen der Wähler, für Parteiangelegenheiten ist der Parteiobmann Uwe Scheuch zuständig.

Standard: Die Grünen werfen dem BZÖ massive Steuergeldverschwendung im Wahlkampf vor.

Dörfler: Die ÖVP kauft sich ganze Zeitungen mit Inseraten. Auch der Herr Rohr wirbt mit Regierungsinseraten. Die größte Steuergeldverschwendung ist das Gehalt des grünen Abgeordneten Rolf Holub. Der ist gegen alles und verwechselt Politik mit Kabarett.

Standard: Ihre Asylpolitik mit der Sonderanstalt auf der Saualm ist gescheitert?

Dörfler: Es wird weiter eine Sonderbetreuung für straffällig gewordene Asylwerber geben.

Standard: Straffällig heißt in einem Rechtsstaat, dass jemand rechtskräftig verurteilt ist. Entscheidet jetzt der Landeshauptmann, wer die Guten und wer die Bösen sind?

Dörfler: Ich habe mich immer an den Rechtsstaat gehalten. Es gibt aber auch ein Sicherheitsbedürfnis. Da werde ich mich immer vor die Kärntner Bevölkerung stellen und sicher nicht vor ein paar linken Gutmenschen in die Knie gehen. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Printausgabe, 25.2.2009)