Helsinki  - Der finnische Mutterkonzern des Salzburger Skiherstellers Atomic, Amer Sports, ist in Geldnöten: Das Unternehmen hat eine Hybridanleihe für Investoren angekündigt, die 50 bis 75 Mio. Euro einspielen soll. Amer brauche dringend frisches Kapital, weil der Verschuldungsgrad (121 Prozent) und die Eigenkapitalquote (31 Prozent) vergleichsweise schwach seien, berichtete die größte finnische Tageszeitung "Helsingin Sanomat". Als Grund gelten die hohen Schulden infolge der fast 500 Mio. Euro schweren Salomon-Übernahme vor mehr als vier Jahren.

"Wenn alles nach Plan läuft, sind die Bonds bis Mitte März gezeichnet und das Geld liegt auf den Amer-Konten", sagte Group Treasurer Esko Heinälehto. "In erster Linie zahlen wir damit andere existierende Schulden ab", so Heinälehto. Die Eigenkapitalquote von Amer Sports sei auf 31 Prozent gesunken. Und das inmitten der herrschenden Rezession, die Unsicherheit für die Geschäftstätigkeit der Amer mit sich bringe.

Die sogenannten Hybrid Bonds, die Amer nun auf dem Markt unterbringen will, werden in der Bilanz als Eigenkapital verbucht und verringern somit den Verschuldungsgrad. Das Gearing (Verschuldungsgrad als Verhältnis zwischen Eigenkapital und Nettoverbindlichkeiten) der Amer beträgt derzeit 121 Prozent. Wenn die jetzige Anleihenplatzierung wie geplant gelinge, dann verbessere sich das Gearing um 20 Prozentpunkte auf etwa 100, sagt Heinälehto.

Amer-Vizepräsident und Unternehmenssprecher Tommy Ilmoni bestätigte im Gespräch mit der APA, dass ein Großteil der Amer-Schulden im Zusammenhang mit der Refinanzierung des seinerzeitigen Salomon-Kaufs stehen: "Man kann sagen, ohne Salomon wäre Amer schuldenfrei", sagte er zur APA. Die Bruttoschulden des Konzerns bezifferte der Amer-Vizechef mit 688 Mio. Euro, netto steht der Konzern mit 600 Mio. Euro in der Kreide. Diese Summe soll sich mit dem jetzigen Schritt somit bis zum Frühjahr um rund 10 Prozent verringern.

Innerhalb eines Jahres will Amer Sports das Nettogearing auf 60 bis 80 Prozent eindämmen. Die gesamten syndizierten Kredite, die im Zusammenhang mit dem Salomon-Kauf aufgenommen wurden, sollten bis 2011 oder 2012 zur Gänze zurückbezahlt sein, schätzte Ilmoni.

Zwischen der Verschuldung von Amer Sports und der Finanzgebarung ihres Hauptaktionärs, der isländischen Finanzierungsgesellschaft Novator (hält 20,4 Prozent der Amer-Anteile), besteht laut Ilmoni kein Zusammenhang. Der Amer-Vizechef verwies darauf, dass es sich bei dem Unternehmen mit Sitz in London lediglich um einen Eigentümer handle.

Novator ist ein Finanzierungs-Unternehmen des isländischen Geschäftsmannes Thor Björgolfsson, der über ein schwer durchschaubares Geflecht von Holdings und Briefkastenfirmen einen starken Einfluss bei der im Herbst notverstaatlichten Landsbanki innehatte. Björgolfsson ist einer der reichsten Männer Islands und wird von Kritikern als Mitverantwortlicher für den isländischen Bankencrash vom vergangenen Herbst gesehen.

Österreich-Tochter peilt Gewinne an

Die österreichische Amer-Tochter Atomic bewegte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr noch in der Verlustzone. Wie berichtet konnte das Minus laut Unternehmenschef Wolfgang Mayrhofer "deutlich reduziert" werden. Doch die Erträge lagen 2008 den vorläufigen Zahlen zufolge "etwas hinter den Erwartungen". 2009 soll das Turnaround-Jahr werden. Läuft alles nach Plan, schreibt der Salzburger Skihersteller heuer positive Zahlen. Der Personalstand wurde bereits vor über zwei Jahren um 300 bis 400 Mitarbeiter gekürzt.

Atomic produziert derzeit zwei Drittel seiner Skier mit etwa 850 Mitarbeitern in Österreich (Altenmarkt) und ein Drittel mit rund 350 Arbeitnehmern in Bulgarien. Nachdem die Werke von Salomon in Frankreich geschlossen wurden, fertigt Amer die Skier am Atomic-Standort in Salzburg. Dafür wurden bereits - 50 Mitarbeiter zusätzlich eingestellt, 30 weitere werden derzeit noch gesucht. Amer stellt jährlich 1 Millionen Skier der Marken Atomic und Salomon her. Mengenmäßig halten sich die beiden Skimarken dabei die Waage. (APA)