Grafik: DER STANDARD

New York/Wien - Der staatlich gestützte US-Versicherer AIG (American International Group) hat mehr Geld in den Sand gesetzt als der bisherige Spitzenreiter: Der Medienkonzern Time Warner hat 2002 in einem Quartal 54 Mrd. Dollar vernichtet. Der AIG-Quartalsverlust von 60 Mrd. Dollar ergibt in Summe für das Gesamtjahr 2008 ein Minus von 97 Mrd. Dollar (76 Mrd. Euro).

AIG, einst der weltgrößte Versicherer, bekam bereits im September und November 2008 von der US-Regierung Rettungshilfen von 150 Mrd. Dollar. Am kommenden Sonntag soll es wieder Gespräche zwischen dem AIG-Vorstand und der US-Regierung geben.

Die Probleme von AIG stammen nicht vom ureigensten Versicherungsgeschäft, sondern aus Hypothekenpapieren, die infolge der Finanzkrise stark an Wert verloren haben und mittlerweile unverkäuflich sind. Zudem entstanden Milliardenverluste durch Collateralized Debt Obligations (CDOs). CDOs sind Investmentvehikel, die in Kreditportfolien investieren.

Dem Vernehmen nach wird darüber nachgedacht, die Vorzugsaktien des Staates in AIG-Stammaktien umzutauschen. US-Finanzminister Timothy Geithner hatte am Montag ein entsprechendes Programm angekündigt, dabei aber vermieden, einzelne Geldhäuser beim Namen zu nennen.

Vorteile

Der Vorteil: AIG würde sich so Dividendenzahlungen in Milliardenhöhe sparen, da bei Vorzugsaktien eine Ausschüttung von zehn Prozent fällig wird, bei Stammaktien allerdings keine Zahlungen fällig werden. Zudem werde über weitere Staatsmittel und das Begleichen von Schulden durch Aktien nachgedacht.

Nicht nur die Regierung ist an der Rettung beteiligt. Auch die Notenbank ist involviert. Die Federal Reserve stellte AIG inzwischen insgesamt drei verschiedene Kreditlinien zur Verfügung: Eine Kreditlinie über 60 Mrd. Dollar, eine Absicherung von hypothekenbesicherten Anleihen und eine weitere zum Schutz vor Ausfällen bei CDOs. Die beiden letzten Hilfsaktionen haben ein Volumen von 22,5 Mrd. beziehungsweise 30 Mrd. Dollar.

Der Konzern mit seinen etwa 100.000 Beschäftigten hat sich, um wieder zu gesunden, eine radikale Schrumpfkur verschrieben. Zahlreiche Unternehmensteile sollen verkauft werden oder wurden schon abgestoßen - wie zum Beispiel der Spezialversicherer HSB, der für über 500 Mio. Euro an die Münchener Rück ging. Auch für die Lebensversicherungssparte American Life gibt es Angebote.

Uniqa-Titel verlieren an der Börse

Die Hiobsbotschaft trifft die US-Regierung zusammen mit der sich zuspitzenden Krise des bereits massiv von Staatshilfen abhängigen Finanzkonzerns Citigroup. Die einst weltgrößte Bank drängt Washington zu einer Teilverstaatlichung von bis zu 40 Prozent, um sich vor dem Abgrund zu retten. Die beiden Finanzriesen zählen international zu den größten Verlierern der Finanzkrise. Bei ihrem Zusammenbruch drohen weltweite Schockwellen.

Im Sog der US-Krise sackten auch in Wien die Aktien der Uniqa am Dienstag um fast zehn Prozent ab, während der Kurs der Vienna Insurance Group nur um knapp über einem Prozent nachgab. Uniqa-Chef Konstantin Klien versuchte im Gespräch mit dem STANDARD zu beruhigen: "Die Entwicklung bei AIG betrifft weder Uniqa noch unsere Kunden." Man sei mit einem nicht nennenswerten Betrag (die genaue Zahl wird nicht genannt) betroffen, so Klien. Die Uniqa habe AIG auch bei keinem Produkt als Garantiegeber.

US-Notenbankchef Ben Bernanke hält nur dann ein Ende der tiefen Rezession in den USA für möglich, wenn die Gegenmaßnahmen von Regierung und Notenbank erfolgreich sind: "Um die Abwärtsspirale zu brechen, ist es nötig, dass wir weiterhin Konjunkturimpulse mit starkem Regierungshandeln verbinden, um die Finanzinstitutionen und die Finanzmärkte zu stabilisieren." (dpa, cr, DER STANDARD, Printausgabe, 25.2.2009)